Uni Passau: Aktivisten besprühen Bibliothek

von am 26.10.2023

Mit Ihrer Protestaktion am Campus erhielten die Klimaaktivisten viel Aufmerksamkeit. Eine Recherche aller Hintergründe, exklusive Stimme der Letzen Generation und Meinungen am Campus über die Aktion.

von Julius Brücker

Es war kurz nach 14:00 Uhr, als sich am vergangenen Mittwoch, den 18. Oktober drei Klimaaktivisten der Letzten Generation in orangenen Warnwesten auf dem Vorplatz der Zentralbibliothek einfanden und mithilfe eines Feuerlöschers die Fensterfassade der Zentralbibliothek mit orangener Farbe besprühten.

Nachdem die Aktivisten Boden, Mauerwerk, Fenster und die Sonnenschutzanlagen großflächig mit Farbe eingedeckt hatten, zeigten Sie ein Banner mit der Aufschrift: „Letze Generation vor den Kipppunkten“. Daraufhin wandte sich eine Aktivistin an die Versammelten vor Ort. Sie forderte alle Studenten auf, stärker für Klimaschutz einzustehen, anstatt „ruhig und brav“ in der Vorlesung sitzen zu bleiben.

Kurz darauf trafen mehrere Streifenwagen der Polizei ein und nahmen einen Mann und zwei Frauen in Gewahrsam. Nach Auskunft des Polizeipräsidiums Niederbayern wurden die drei Aktivisten noch am selben Tag entlassen und müssen sich nun wegen des Verdachts der Sachbeschädigung verantworten. Ein Mitglied der Letzen Generation, dass an der Aktion beteiligt war und exklusiv der Campus-Crew gegenüber berichtete, stufte das Verhalten der Beamten den Aktivisten gegenüber als freundlich und professionell ein.

Aufgrund des am selben Tag stattfindenden Hochschulgruppeninformationstages waren außergewöhnlich viele Studenten vor Ort. Außerdem fand am Abend der „Leberkäs-Empfang“ der Universität statt, sodass sich neben dem Bürgermeister Passaus auch Mitglieder der Universitätsleitung in der Nähe des Tatorts versammelten.

Wie die Pressestelle der Universität Passau mitteilte, wurde noch am Tag der Aktion mit den Reinigungsarbeiten begonnen. Die weitere Reinigung werde nun von einer externen Reinigungsfirma übernommen. Sieben Sonnenschutzblenden müssten ersetzt werden. „Der Schaden beläuft sich auf mindestens 25.000 Euro. Aktuell ist noch nicht absehbar, wann die Arbeiten abgeschlossen sein werden“, so Uni-Sprecherin Nicola Jacobi.

Der Protest sei laut Letzter Generation mehrere Wochen im Voraus geplant gewesen. Der Farbaktion war eine nächtliche Plakatierung vorausgegangen. Im gesamten Passauer Innenstadtbereich und auf dem Campusgelände seien Plakate angebracht worden. „Die Plakatierer sind der Polizei noch unbekannt“, so Polizeikommissarin Katharina Reiner. Auf den Plakaten wurde für zwei Infoabende geworben, welche im Anschluss an die Farbaktion abends im KaffeeWerk, sowie im studio12 stattgefunden haben. „Die Infoabende waren sehr gut besucht“, so Letzte Generation-Mitglied Micha Frey.

Nach eigenen Angaben ist der 25-Jährige seit über einem Jahr bei der Protestgruppe aktiv. Vorher habe er sich bei Fridays for Future und den Grünen engagiert. Das war ihm nicht genug: „Am Ende war es dort frustrierend. Nur auf Demos zu gehen hat mir nicht gereicht“, so Frey. Kurze Zeit später sei dann die erste aktive Straßenblockade gefolgt. Auch an der Farbaktion habe er teilgenommen. Warum? „Der Klimakollaps darf nicht aus dem Campusleben ausgeblendet werden. Unser Ziel war es, den Alltag der Studenten zu unterbrechen“, führt Frey aus. Die Bibliothek habe man als Ziel ausgewählt, um maximale Aufmerksamkeit zu erzeugen. „Universitäten hatten immer eine historische Rolle inne und junge Menschen haben durch den Klimakollaps am meisten zu verlieren“, fährt er fort. Frey findet: Die Zukunft der Studenten hänge nicht von deren Studium, sondern von den gesamtgesellschaftlichen Bemühungen, den Klimawandel zu stoppen, ab.

Auf dem Campus spalten sich die Meinungen. Dies zeigte sich im Rahmen einer Befragung durch die Campus-Crew: Mehrheitlich wird von den Studenten Verständnis für die Anliegen und Ziele der Letzen Generation geäußert, es regt sich aber auch Kritik an dem gewählten Ziel, nämlich einer Bildungseinrichtung: „Die Bibliothek ist der Ort, wo auch diejenigen Menschen lernen, die uns die Erkenntnisse über den Klimawandel liefern, auf welchen die politischen Forderungen der Letzen Generation beruhen“, merkt die Studentin Marei an. Ihre Kommilitonin Clara äußert außerdem Unverständnis darüber, dass die hohen Reinigungskosten vom Steuerzahler getragen werden müssen: „Die 25.000 € hätte man auch in Solarpaneele investieren können“.

Die Besprühung in Passau lässt sich einer bundesweiten Aktionsreihe zuordnen, bei der bereits Gebäude mehrerer deutscher Universitäten u. a. in Hamburg und Leipzig von der Letzen Generation mit orangener Farbe besprüht wurden. Die Frage, ob weitere Aktionen in Passau geplant seien, lässt die Letze Generation zunächst unbeantwortet.

 


Kommentare
  1. Studentin   On   27.10.2023 at 23:08

    Mir fehlen in dem Artikel die konkreten Ziele und Beweggründe der Letzten Generation. Finde den Artikel etwas zu oberflächlich. Zudem steht die Campus Crew für ausgewogene Berichterstattung. Gendern gehört für mich dazu!

    • Test Zugang   On   09.11.2023 at 18:35

      Hallo liebe*r Leser*in,
      erst einmal Danke für dein Feedback! Zur Klärung der Ziele und Beweggründe der Letzten Generation liefen zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch tiefgehendere Recherchen, die wir im Rahmen einer Podcast-Folge näher beleuchten. Diese Folge soll am Freitag 17.11.2023 auf unserem Spotify-Kanal veröffentlicht werden.
      Das angesprochene Gendern ist derzeit in Bearbeitung, da wir uns innerhalb des Vereins auf eine einheitliche Verfahrensweise diesbezüglich einigen wollen. Wir haben deine Kritik gehört und sind dran!
      Viel Spaß beim weiteren Zuhören und Lesen unserer Sendungen und Beiträge!
      Deine Campus Crew

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.


Campus Crew

Jetzt läuft
TITLE
ARTIST