Baba Blakes – ein DIY-Musik-Projekt mit Tanzgarantie
von Campus Crew Redaktion am 30.07.2021
Es ist Sommer, warm und jeder hat Bock auf Party. Der deutsch-nordirische Künstler und Musiker Baba Blakes liefert die Musik dazu. Unter dem Motto „Melancholisch, aber tanzbar“ veröffentlicht Dennis Zwickert (Psychologie Student im Master) Feelgood-Indie und Pop-Musik.
von Leonie Hohlfeldt und Teresa Emmert
Campus Crew: Wie kamst du zu deinem Künstlernamen „Baba Blakes“?
Dennis Zwickert: Vor zwei Jahren habe ich angefangen selbst Songs zu schreiben und viel Zeit für mein Solokünstler-Projekt zu investieren. Letztes Jahr war ich dann im Urlaub in Singapur und habe dort angefangen, nach einem Namen zu suchen. Dafür gab es bestimmte Kriterien: Es sollten keine Wörter wie „in“, „my“ oder „days“ vorkommen, um die Google-Suche nicht zu verzerren, oder keine blöden Reime auf den Namen möglich sein. Aus Marketing-Perspektive fand ich Baba Blakes passend, da daraus die Baba-Crew entstehen könnte, sowie der Baba-Merch usw. Zum Schluss habe ich geschaut, ob der Name verfügbar ist, und schwupp hieß ich Baba Blakes.
Du hast angesprochen, dass der Name nicht mit bestimmten Wörtern in Verbindung gebracht werden sollte. Diese bezeichnen deine alte Band „In My Days“. Warum habt ihr euch getrennt?
Dennis: Ganz offiziell gibt es keine Trennung oder Auflösung. Das ist immer wichtig zu betonen. Wir kennen uns nämlich schon aus der Kindheit, sind zusammen aufgewachsen und haben dann als Schülerband gestartet. Im Jahr 2019 waren wir noch auf Tour, aber ich hatte das Gefühl, wir schlafen ein wenig ein. Man muss dazu sagen, die Band war zu dem Zeitpunkt schon ca. zehn Jahre alt. Man hat einfach gemerkt, dass der frische Wind raus ist, man keine richtigen Ideen mehr hat und sich die Geschmäcker verändert haben. Vor allem beim Songwriting waren wir nicht immer alle einer Meinung. Da bin ich zu dem Entschluss gekommen, mich mit der Musik, auf die ich Lust habe, selbst zu verwirklichen. Die beste Lösung war dann eine Pause, wo jeder sein Ding macht. Befreundet sind wir trotzdem noch und treffen uns ab und zu. Der Bassist von In My Days spielt auch bei der Live-Band Baba Blakes mit.
War es die richtige Entscheidung?
Dennis: Ja! Momentan bin ich einfach superglücklich. Nach zehn Jahren Band-Geschichte kommt schon viel Frust auf, das sollte aber nicht das Hauptaugenmerk sein. Im Vordergrund sollte der Spaß stehen! Vor allem nach dem ersten Schritt ins „professionelle Becken“ wird der Frust und die Trauer doch präsenter als erwartet. Aber menschlich, psychisch und hygienetechnisch war die Entscheidung Gold wert. Ohne die anderen in ein schlechtes Licht zu rücken natürlich!
Gibt es bestimmte Nachteile als Solo-Künstler?
Dennis: Man steht ähnlich kurz vor dem Burn-Out (lacht). Ich bin quasi Künstler, Manager und Designer in einem. Das ist schon viel. Zum Glück habe ich auch Partner:innen, die mir viel Arbeit abnehmen. Jeder hat hierbei seine Stärken und die Aufgaben sind dementsprechend verteilt. Dabei merke ich, dass die Arbeit daran mehr Fulltime-Job ist als mein Studium. Eigentlich schreibe ich auch gerade meine Masterarbeit. Natürlich liebe ich meine Arbeit und freue mich über Feedback, aber es gibt auch stressige Phasen. Nach dem Jammen muss eben auch editiert werden…
Wo habt ihr das Musikvideo zu „Counting Up the Nights“ gedreht?
Dennis: Das Haus steht in Sachsen-Anhalt, irgendwo hinter Magdeburg. Ich habe das bei Airbnb gefunden und Bennet, der Vermieter, war richtig cool. Das hat zwar alles gequietscht und geknarzt, aber optisch wars eine Eins! Da konnten wir was Schönes drehen.
Wie teuer war der Videodreh und wie habt ihr das finanziert?
Dennis: Sehr dynamisch (lacht). Insgesamt haben wir 3.000 Euro aufwenden müssen. Das Geld kommt zum Teil aus den Merch-Verkäufen, man spart ja auch was an. Zwischendurch hatten wir auch Partner:innen, die uns unterstützt haben. Aber ein Musikvideo spielt nie das ein, was man ausgibt.
Wie bist du zur „Initiative Musik“ gekommen?
Dennis: Mit In My Days haben wir uns öfter beworben, aber es hat nie funktioniert. Mit Baba Blakes hat es dann beim zweiten Mal geklappt, weil die erste Bewerbung echt scheiße war (lacht). Die Jury entscheidet dann, welche Künstler:innen die Initiative unterstützen will und das hat bei uns zum Glück funktioniert. Es ist cool, den „Initiative Musik“-Stempel zu haben.
Wie war es für euch bei Rock im Park zu spielen?
Dennis: Als Künstler hat man sich schon krass gefühlt, auf so einem Festival rumzuspringen, zu campen, live zu spielen und dann weiterzufeiern. Das war ein Programm aus Urlaub, selbst spielen und Leute kennen lernen. Das war eines der coolsten Banderlebnisse.
Wer gehört zu deiner Crew?
Dennis: Natürlich die Live-Band, Michel Kohrs (Label, Pitching, Live-Techniker) und Martin von Karacho-Artists, einem Management aus Leipzig. Baba Blakes ist ja ein DIY-Projekt, deswegen schneide ich alles selbst und dafür wollten wir ein eigenes Label haben. Das heißt Baba Social Pub.
Was ist der „Baba Social Pub“?
Dennis: Das ist unsere eigene Schmiede: Jeder, der was kann und Bock hat, ist dabei! Auch externe Sachen wie Bookings laufen darüber. Die Idee ist, dass meine Freunde und ich in einer Kneipe sind und das alles wuppen.
In deiner eigenen Spotify-Playlist „Baba Tracks“ hast du viel Roosevelt, Troye Sivan und Elderbrook. Sind das deine Vorbilder?
Dennis: Ja, das passt schon sehr gut. Diese Künstler inspirieren mich sehr. Da sind viele deutsche Künstler:innen dabei, die englische Musik machen. Ich unterstütze das, denn es ist ja immer ein bisschen verpönt, als Deutscher oder Deutsche englische Musik zu machen. Aber durch diese Musik lerne ich dazu.
Du bist Halb-Nordire und Halb-Deutscher. Hast du dir schon einmal überlegt, auf Deutsch zu singen?
Dennis: Zu In My Days-Zeiten wurde ich mal gefragt, ob ich auf Deutsch singen will. Aber da bin ich ganz schnell abgesprungen. Ich habe schon mal deutsche Cover-Songs gemacht, z. B. von JEREMIAS. Aber es ist total schwierig von Englisch auf Deutsch zu switchen, weil das lyrisch eine ganz andere Sprachrichtung ist. Vom Musikstil müsste auch viel geändert werden.
Was hat dich dazu bewegt, Gute-Laune-Musik zu schreiben?
Dennis: Corona hat mich sehr kreativ, aber auch muffig gemacht. Man ist so ein bisschen in einem Tunnel gewesen. Ich habe gemerkt, wenn ich mehr abgehen und man sich dazu bewegen kann, ist das cooler für das neue Projekt. Baba Blakes steht dafür, dass Sehnsucht zur Motivation werden soll und man sich von Eingeengtem befreit.
Was ist das Konzept zu deinem Musikvideo von „On The Run“?
Dennis: Die Überschrift war „Vom alten Über-Ästhetischen zum neuen DIY-Feelgood-Prinzip“, also alte Sorgen ablegen und mit Rückenwind nach vorne. Das wollten wir im Musikvideo zeigen. Alle meine Freunde sind dabei und Philipp, der im echten Leben Regisseur ist, spielt im Video auch einen Regisseur. Er drückt mir im Video Zwänge auf, aber am Ende mache ich es so, wie ich das will. Und das spiegelt meine Geschichte und mein Konzept wider.
Was können wir in Zukunft erwarten?
Dennis: Ich werde dieses Jahr auf jeden Fall noch zwei Singles veröffentlichen. Das eine Projekt war zusammen mit der Deutschen Bahn. Da bin ich am Bahnhof rumgelaufen, habe Sounds aufgenommen und daraus einen Song gebastelt. Mein Wunsch ist es, irgendwann eine richtig schöne Vinyl-Platte zu machen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Vorschaubild: © Katharina Gless | @glessk