Warum alle obsessed sind mit „The Summer I Turned Pretty“

von am 26.09.2025

Letzte Woche Mittwoch ist das Finale der dritten Staffel von „The Summer I Turned Pretty“ erschienen. Bereits davor erlebte die Serie insbesondere auf TikTok einen riesigen Hype. Doch was hat es damit auf sich? Unsere Autorin hat da eine Idee.

von Antonia Aturcanitei

Kombiniert man einen romantischen Soundtrack mit überdurchschnittlich vielen Taylor Swift Songs und eine (oder besser gesagt, mehrere) Liebesgeschichte(n) mit einer traumhaften sommerlichen Kulisse an der Ostküste der USA, ist das naheliegendste Ergebnis eine Serie, die bingeable ist. Bei der man einfach weiterschauen muss, obwohl man schon gut erahnen kann, was als Nächstes passieren wird. Das ist „The Summer I Turned Pretty“ auf Amazon Prime, die auch nach der Erscheinung der letzten Folge am 17. September in den sozialen Medien weiterhin heiß diskutiert wird.

Ich begann, „The Summer I Turned Pretty“ anzuschauen, ziemlich kurz nachdem 2022 die erste Staffel rausgekommen war. Ich brauchte eine Serie, die ich nebenbei anschauen konnte. Während des Kochens oder einer anderen Aktivität, die es mir ermöglichte, gleichzeitig etwas zu tun, was mich nicht sonderlich viel Energie kostete. Dafür, dachte ich, könnte TSITP perfekt sein.
Die Serie handelt von Belly, die jeden Sommer, seitdem sie denken kann, zusammen mit ihrer Mutter Laurel und ihrem Bruder Steven, sowie den beiden Brüdern Conrad und Jeremiah und ihrer Mutter Susanna in Cousins Beach, in ihrem Strandhaus verbringt. Die beiden Mütter sind beste Freundinnen und so werden es auch ihre Kinder sehr früh. Die freundschaftlichen Gefühle, die die beiden Brüder jedoch für Belly haben, ändern sich eines Sommers zu was Stärkerem. Denn kurz vor jenem Sommer wird Belly ihre Zahnspange los und trägt keine Brille mehr. Sie wird – auch von anderen gleichaltrigen Jungs – plötzlich als potenzielle Partnerin und nicht mehr als ein unscheinbares Mädchen gesehen. Die drei Staffeln der Serie begleiten sie und ihre wechselnden Gefühle, die sie für die beiden Fisher-Brüder hat.

Die letzte Staffel, dessen erste Folge im Juli dieses Jahres erschienen ist und am 17. September mit der elften und letzten Folge endete, wurde zu einem regelrechten Phänomen auf Social Media. Reels zeigten „The Summer I Turned Pretty“-Watchparties, im Rahmen derer sich Fans sammelten, um die Serie zusammen anzuschauen. User:innen, die ihre Theorien zum Staffelfinale erklärten, oder einzelne Folgen analysierten, um dem weiteren Verlauf der Handlung auf die Spuren zu kommen. Und natürlich die am meisten diskutierte Frage: Team Conrad oder Team Jeremiah? Sogar CDU-Bundestagsmitglied Philipp Amthor beantwortete diese Frage Ende August auf Instagram. Obwohl sich der Politiker weder für Conrad noch für Jeremiah entschied (Spoiler: Es ist Konrad Adenauer), zeigt die Tatsache, dass die Serie sogar als Mittel politischer Kommunikation genutzt wird, wie weitreichend der Hype ist. “The Summer I Turned Pretty“ macht was mit den Zuschauer:innen. Nicht nur Gen Z wird von der Serie angesprochen. Zahlreiche Frauen, die vor 1995 geboren sind, geben im Netz zu, auch in den Bann der kitschigen Serie gezogen worden zu sein. Die Serie ermögliche ihnen ein sehnsüchtiges Zurückschauen auf ihre Jugendzeit, auf ihre erste große Liebe und die ersten Fehler. Zudem habe TSITP jedoch etwas von der jetzigen Generation an sich, das alte 2000er Filme und Serien nicht hätten: emotionale Tiefe. Die Figuren seien reflektiert und nicht scheu, ihre Gefühle zu zeigen. Die männlichen Charaktere ebenfalls.

Ich habe TSITP vor allem aus der Unfähigkeit heraus angeschaut, nicht zu wissen, wie es weitergeht. Wenn ich eine Serie anfange, muss ich unbedingt auch erfahren, wie sie endet. Auch trotz des teilweise fragwürdigen Plots und der Dreiecksbeziehung, die an Vampire Diaries erinnert. Und mit dem Ende der dritten Staffel bin ich zu dem Schluss gekommen: Gerade weil sie unrealistisch ist, lieben so viele Menschen die Serie. Weil die meisten Menschen sich nie in ihrem Leben zwischen zwei potenziellen Partnern werden entscheiden müssen, die beide Hals über Kopf in sie verliebt sind. Und weil im realen Leben oft eben nicht gilt: Love conquers it all. Aber in TSITP schon. Nach mehreren Jahren, in denen sie sich nicht wirklich gesehen haben, kann Conrad Belly trotzdem nicht aus seinem Kopf bekommen. Ein paar Momente zusammen reichen, um das Feuer zu entfachen. Es ist wunderschön und irgendwie auch sehr unwahrscheinlich, aber genau das wünschen wir uns. Dass jemand für uns zurückkommt und kämpft, und nach Paris reist, um uns seine Liebe zu gestehen. In einer Welt, in der der Swipe nach links und Ghosting und ein ständiges Suchen nach etwas Besserem an der Tagesordnung sind, präsentiert uns die Serie die Welt, von der wir noch hoffen, dass sie existiert. Eine Welt, in der nicht die weibliche Figur immer wieder ihrem Love Interest hinterherläuft und versucht zu
beweisen, dass sie die Richtige ist, bis er irgendwann selbst darauf kommt und sie sich im Regen küssend wieder zusammenkommen. In Bellys Welt ist Conrad ihr hinterhergelaufen. Er konnte sie nicht vergessen und ist ihr am Ende bis nach Paris gefolgt. In Bellys Welt hat sie sich für sich selbst entschieden. Sie ist zwar klischeehaft nach Paris gegangen und hat auf wundersame Weise eine wunderschöne Wohnung in der Nähe vom Montmartre gefunden. (Wer schon mal in Frankreich, geschweige denn Paris versucht hat, eine Wohnung zu finden, weiß, dass es Fiktion sein muss.) Aber sie hat trotz der Schwierigkeiten ein Zuhause dort gefunden, und brauchte keinen Mann, der ihr dabei hilft. Und deswegen war das Ende der dritten Staffel genau das, was sich die meisten Fans gewünscht hatten – vorhersehbar und gleichzeitig doch tiefgreifender, als
wir dem Glauben schenken. Während Conrad sich nach Bellys Zurückweisung herzzerreißend traurig im Pariser Morgengrauen auf den Weg zur Gare de Nord machte, wurde ihr klar, dass sie sich für ihn entscheiden kann, ohne dabei sich selbst aufzugeben. Das Ganze passierte zugegebenermaßen in einer nur romantischen Serien angemessenen Geschwindigkeit, nämlich wenige Minuten nach seinem Abgang. Aber sonst hätten wir wohl nie dieses wunderbare Ende mit Swifts „Out Of The Woods“ im Hintergrund bekommen.

In der Welt von „The Summer I Turned Pretty“ ist zwar Vieles zu schön, um wahr zu sein, und macht nicht immer Sinn, aber Liebe ist am Ende möglich. Liebe, die sich so anfühlt, als wäre man in Paris und jeder Kuss würde von dem Song „Dress“ begleitet werden. Bei der gekämpft wird und du mit deinem langjährigen Crush nach Jahren zusammenkommst, weil er nicht einfach über dich hinweggekommen ist. Don’t get me wrong: Wir sollten vielleicht keine fünf Jahre auf unsere erste Liebe warten und hoffen, dass wir trotz allem zusammenkommen. Aber manchmal, wenn uns die Realität zu viel wird und wir uns die Zeit vor dem ersten Herzschmerz herbeisehnen, ist es schön, eine Serie wie TSITP anschauen zu können. Deswegen kommt „The Summer I Turned Pretty“ so gut bei Gen Z und älteren Generationen an, bei den Hatewatchers unter uns, die nicht zugeben wollen, dass sie bei manchen Szenen doch schmunzeln müssen. Vielleicht sollten wir generell aufhören, Serien und Filme anzuschauen, in denen das Ende immer bedeutet, die romantische Liebe gefunden zu haben. In denen das Happy End der weiblichen Hauptfigur nicht einfach sie selbst als single junge Frau in Paris hätte sein können. Aber vielleicht sollten wir auch aufhören zu behaupten, dass wir keine Liebe – egal welcher Art – in unserem Leben brauchen. TSITP zeigt das auf eindringliche Weise. Nicht nur durch Bellys und Conrads oder Taylors und Stevens Liebe. Sondern durch die alten und neuen Freundschaften oder die Eltern-Kind-Beziehungen, die gezeigt werden. Diese zeigen, dass es okay ist, ja sogar schön, sich am Ende für die Liebe zu entscheiden. Und es ist okay, eine Serie zu lieben, in der das getan wird.


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