Ein studentischer Santa

von am 06.12.2022

Heute ist Nikolaus-Tag – das heißt für den 26-jährigen Niklas Sauer aus dem unterfränkischen Johannesberg: Raus aus dem Lehramtsstudenten-Modus und rein in Mantel, Stiefel und weißen Rauschebart. Niklas ist nämlich „Nikolaus“ und erzählt uns im Interview, wie dieser ungewöhnliche Job aussieht.

von Leonie Hohlfeldt

 

 

Campus Crew: Seit wann bist du „Nikolaus“?

Niklas Sauer: Das mache ich mittlerweile schon seit sechs Jahren. Ich hatte das vorher auch schon über ebay Kleinanzeigen gemacht, aber jetzt direkt über JOBRUF seit vier oder fünf Jahren. Ich habe den Überblick ein bisschen verloren, so lange mache ich das schon.

Wie bist du auf den Job gekommen bzw. was war deine Inspiration?

Niklas: Also ich war vorher schon auf JOBRUF unterwegs, weil ich immer als Umzugshelfer gearbeitet habe, und dann standen da auch Nikolausangebote. Da bin ich neugierig geworden, habe mir das angeguckt und dann dachte ich mir: Das kann ich doch bestimmt! Das Nikolauskostüm ist noch im Keller vom Vater und dann habe ich’s mal ausprobiert und es hat gut geklappt.

Wen besuchst du?

Niklas: Das sind primär Familien, meistens bin ich bei denen zuhause. Das können nur eine Familie, aber auch mehrere Familien sein, die dann so eine kleine Nikolausfeier machen. Da sind dann die Großeltern auch noch dabei – ein richtig schönes Familienfest also. Ich habe aber auch tatsächlich schon ganz klassisch fünf Stunden im Baumarkt gehockt und irgendwie drei Kindern zugewunken, die da mit den Eltern zufällig reingekommen sind. Ich habe auch schon auf dem Weihnachtsmarkt gestanden und mir den Arsch abgefroren – alles schon durchgemacht.

Was war das schönste Erlebnis, das dir in Erinnerung geblieben ist?

Niklas: Das Schönste, was ich echt oft erzähle, ist auf dem Weihnachtsmarkt passiert. Da kam ein kleines Mädchen zu mir und hat „Grüß bitte mal meinen Onkel“ gesagt und dann dachte ich schon „Okay scheiße, die hat mich an meiner Stimme erkannt oder irgendwie gesehen, dass ich halt ich bin unter dem Kostüm und irgendwie mit ihrem Onkel befreundet bin“. Und ich halt so „Ja, mach ich“ und dann kam die Mutter dazu und meinte, dass der Onkel dieses Jahr gestorben ist. Ich sollte also den verstorbenen Onkel im Himmel grüßen und da musste ich schon schlucken, weil das schon echt süß war. Zwar krass, aber echt schön.

Also sind es wahrscheinlich die schönen Ereignisse, die dir an dem Job besonders gefallen?

Niklas: Abgesehen vom Geld, weswegen ich das ursprünglich gemacht habe, ist es schon das – auf jeden Fall! Es ist schon echt immer schön, zu den Familien nach Hause zu gehen, den Zusammenhalt und das Strahlen in den Augen der Kinder zu sehen.

Wie gehst du mit Kindern um, die nicht (mehr) an den Nikolaus glauben?

Niklas: Also da hatte ich bisher keine Probleme, dass mich Kinder darauf angesprochen oder irgendwie bloßgestellt hätten. Zum Glück! Keine Ahnung, was ich da machen würde. Es gibt eher Kinder, die Angst haben. Da bin ich aber überhaupt nicht streng, schimpfe oder klopfe am Anfang übelst fest an die Tür. Ich versuche da so nett und einfühlsam wie möglich zu sein, damit die Kinder möglichst wenig Angst haben. Sie sollen ja auch ein positives Erlebnis haben, was den Nikolaus angeht.

Wie läuft so ein Nikolausbesuch ab?

Niklas: Im Vorfeld habe ich Kontakt mit den Eltern und bespreche so Sachen wie, wo man sich dann umziehen kann. Ich habe mich zum Beispiel schon bei den Nachbarn im Gartenschuppen umgezogen oder irgendwo schnell auf dem Flur. Dann schicken mir die Eltern meistens eine Liste mit Dingen, die die Kinder gut oder schlecht gemacht haben. Die drucke ich mir vorher aus und lege sie in mein Buch, damit ich das später vorlesen kann. Dann fange ich erstmal mit „Von drauß‘ vom Walde komm ich her“ an, lese die Liste vor, dann dürfen die Kinder noch ein Gedicht aufsagen oder irgendwas auf dem Musikinstrument vorspielen, dann werden die Geschenke ausgeteilt, ein Foto gemacht und dann hau ich auch schon ab.

Wem würdest du den Job empfehlen?

Niklas: Ich würde gerne sagen, dass es auch Mädels machen können, das wäre wirklich cool, aber so weit sind wir noch nicht. Ich würde es jedem empfehlen, der gut improvisieren kann, weil manchmal Momente kommen, wo man reagieren muss. Auch jedem, der sich ein bisschen mit dem ganzen Nikolaus-Thema auskennt und damit, was man am besten zu Kindern sagt, was auch moralisch wertvoll ist. Und natürlich jedem, der ein Nikolauskostüm hat!

Vielen Dank für das Interview!

Wer neugierig auf den Nikolaus-Job geworden ist, kann sich hier informieren: https://www.jobruf.de/ 🙂


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