Sheinbaum ist erste weibliche Präsidentin Mexikos – Ein Kampf gegen die ungebremste Gewalt?

von am 03.06.2024

In Mexiko gibt es erstmals eine weibliche Präsidentin. Nach einem gewaltsamen Wahlkampf mit zwei Spitzenkandidatinnen wählten die Mexikaner vergangenen Sonntag Claudia Sheinbaum zu ihrem Staatsoberhaupt. Was das für die Zukunft des Landes bedeutet.

Von Anna-Maria Mugler

Seit Monaten ereignete sich ein blutiger Wahlkampf in Mexiko, bei dem Korruption und Morde von Politikern an der Tagesordnung standen. Nun ein scheinbarer Kontrast zu den Missständen: Gleich zwei Frauen gingen gegen ihre männlichen Mitstreiter als Spitzenkandidatinnen ins Rennen, eine von ihnen gewann nun die Wahl mit etwa 59 Prozent der Stimmen. Claudia Sheinbaum gehört der regierenden Morena-Partei an, ist die ehemalige Bürgermeisterin von Mexiko-Stadt. Gegnerin Xochitl Gálvez, Senatorin der rechtskonservativen Partei PAN, erreichte knapp 28 Prozent der Stimmen. An ihre neue Präsidentin stellen die Mexikaner hohe Erwartungen. Ob sich Sheinbaum wirklich so für ihr Land einsetzen wird wie erhofft, bleibt jedoch fragwürdig.

Mord im Wahlkampf

Innovative Mitstreiter Sheinbaums und Gálvez´ sind bereits im Vorfeld umgebracht worden. Der Wahlkampf um das Amt des mexikanischen Präsidenten zählt inzwischen mehr als 30 Morde. Auch Gisela Gaytán hat dieses Schicksal erlitten. Die 37-jährige Politikerin der linken Morena-Partei hatte für eine neue Sicherheitsstrategie für Mexiko geworben, wurde jedoch nur wenige Stunden nach Beginn ihrer Kampagne auf offener Straße erschossen. Die Drogenkartelle Mexikos investierten viel Geld, um ihre persönlich in den Wahlkampf gesandten Kandidaten durchzusetzen. Nicht selten kam es dabei zu Drohungen und Erpressung. Der bis dato amtierende Präsident Andrés Manuel López Obrador hinterlässt also eine ganze Reihe ungelöster Probleme rund um die Verstrickung von organisiertem Verbrechen und lokaler Politik.

Keine Revolution für Mexiko

In Sheinbaum sehen viele Mexikaner deshalb eine Chance auf Besserung. „Es ist Zeit für Veränderungen. Es ist die Zeit der Frauen“, rief die Politikerin und Physikerin am Ende ihrer Wahlveranstaltung vor ein paar Wochen dem Publikum zu. Hinzu kamen Versprechen, die mexikanische Sicherheitspolitik zu reformieren. Ein Blick auf ihre gute Beziehung zu López Obrador zeigt allerdings: Sie scheint es ihm gleich zu tun. Die 61-Jährige gilt als Vertraute des linkspopulistischen Präsidenten und verkörpert dessen Politik offen. Bereits zu früheren Momenten des Wahlkampfs hatte sie versichert, dessen Handlungen zu folgen.

Armut und Unterdrückung

Mit einem Blick auf die sozialen Zustände Mexikos ist eine Veränderung jedoch dringend notwendig. Machismus prägt den Alltag der Einwohner des lateinamerikanischen Staats. Jeden Tag kommt es zu elf Feminiziden, allein 70 Prozent der Frauen über 15 Jahre haben bereits Gewalt erlebt. Die Anzahl der Menschen, die unter extremer Armut leiden, ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Sheinbaum soll ihr neues Amt am 1. Oktober antreten. Bis dahin bedarf es einer tiefgreifenden Einflussnahme, um Veränderungen in Mexiko anzustoßen.


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