Ich, Du, Er, Sie – WIR. Was gendern in Bayern bedeutet

von am 21.05.2024

von Jonas Weidemann

„Liberalitas Bavariae“, das ist das inoffizielle Motto von Bayern. Dahinter verbirgt sich eine weltoffene und liberale Haltung. Man könnte es als „Leben und leben lassen“ zusammenfassen. Noch am 14. Juli des vergangenen Jahres betonte Söder hinsichtlich des Themas Gendern: „Jeder soll es persönlich halten, wie er es will!“. Mit dem Beschluss das Gendern an Hochschulen, Schulen und Behörden zu verbieten widerspricht die aktuelle bayrische Landesregierung aber diesem Motto und der Aussage des Ministerpräsidenten.


Was bedeutet das Verbot?
Noch vor zwei Jahren schrieb Markus Söder auf Facebook: „Jede und jeder darf Sprache verwenden, wie sie und er will.“ Bereits im vergangenen Jahr hatte der bayrische Ministerpräsident Markus Söder angekündigt, Schritte gegen genderneutrale Sprache einzuleiten. Am 19.März wurde das Verbot, unter tosendem Applaus der Politiker:innen der CSU, Freien Wähler und der AFD, angekündigt. Seit 1. April darf an Hochschulen, Schulen und Behörden in offiziellen Schreiben, wie etwa Briefen, Schulbüchern oder Internetseiten, keine gendersensible Sprache verwendet werden. Dieses beinhaltet Wortbinnenzeichen wie der Genderstern, Doppelpunkt, Gender-Gap oder den Mediopunkt. Außerdem darf an Schulen im Unterricht keine Gendersprache gesprochen werden. Bei Verstößen sollen Vorgesetzte zuerst das Gespräch mit den Mitarbeiter:innen führen. Welche Sanktionen darüber hinaus folgen können ist noch unklar. Kommunale Behörden müssen sich praktisch nicht an die neuen Vorgaben halten.


Der Freiheitsbegriff der CSU im Verbotskostüm
Söder warf in der Regierungserklärung vom 19. März der Ampelregierung vor, sich nicht ausreichend um die wesentlichen Probleme zu kümmern. Unter anderem nannte er als Bespiele die Cannabis-Teilentkriminalisierung, das Selbstbestimmungsrecht und „all die Debatten“ um das Gendern. Der Staatskanzleichef Florian Herrmann begründete das Verbot damit, dass die Diskursräume in einer liberalen Gesellschaft offenzuhalten sein. So habe eine ideologisch geprägte Sprache wie etwa das Gendern eine exkludierende Wirkung. Die Kultusministerin Anna Stolz von den Freien Wählern reagierte verhalten auf das Verbot Söders. Das Ministerium werde prüfen, inwieweit eine Änderung hinsichtlich der aktuell geltenden Leitfäden überhaupt nötig sei.


Reaktionen auf das Genderverbot
Der deutsche Lehrerverband sprach sich für das Verbot aus. Auch die Präsidentin des Bayrischen Lehrer und Lehrerinnenverbands (BLLV), Simone Fleischmann, sprach sich für den Beschluss aus. Sie hätte sich aber „mehr Selbstbestimmung und […] Freiheiten für die Schulen vor Ort gewünscht.“ Laut einer Umfrage des Spiegels befürwortet die Hälfte aller Deutschen ein Genderverbot. Zu beachten ist bei dieser Umfrage allerdings, dass der Hauptanteil der Befürworter:innen aus dem Alterssegment 65 und älter stammt. Hier liegt der Anteil bei knapp 80%.
Die Bundesschülerkonferenz verurteilt den Kabinettsbeschluss, denn Sprache sei sehr persönlich. Der zweite Bürgermeister der Landeshauptstadt München, Dominik Krause, kritisierte Söder in den sozialen Medien scharf und warf ihm vor häufiger über das Gendern, als über bezahlbare Wohnungen zu reden. Auch unter den Social Media-Beiträgen finden sich überwiegend kritische Kommentare. Die meisten Kritiker:innen werfen der CSU Heuchelei vor, da diese behaupten würden sich für Freiheit einsetzen zu wollen, aber sich auf der anderen Seite gegen eine Cannabis-Teilentkriminalisierung und für eine Kreuzpflicht und das Genderverbot aussprachen.


Wir von der Campus Crew haben uns in der Redaktionssitzung einstimmig dazu entschieden ab sofort barrierefreie, genderneutrale und inklusive Sprache in all unseren schriftlichen Beiträgen zu verwenden um so unsere vielfältige Community bestmöglich repräsentieren zu können.


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