Tradition meets Innovation – „Jack and the Beanstalk“ ist mehr als nur ein Kindermärchen

von am 15.12.2024

Weihnachten steht vor der Tür und die meisten Menschen sehnen sich nach ihrer Kindheit zurück. Wie erfüllt man sich diesen Wunsch besser als mit einem Besuch im Kindertheater? Am vergangenen Sonntag feierte das Weihnachtsstück „Jack and the Beanstalk“ im Passauer Stadttheater seine Wiederaufnahme und überraschte mit Humor, der auch – und manchmal nur – für Erwachsene geeignet ist.

von Anna-Maria Mugler

Das Märchen, in Deutschland besser bekannt unter dem Namen „Hans und die Bohnenranke“, handelt von dem jungen Jack, der zusammen mit seinem Bruder Simon, Mutter Gertie Gardenshears und der alten Kuh Milky White in einem kleinen Haus auf dem Land wohnt. Die Idylle scheint perfekt, wird jedoch von dem düsteren Baron getrübt, der die Miete eintreiben will. Das drängt die verarmte Familie zum Zwangsverkauf der Kuh, für die Jack als Bezahlung fünf magische Bohnen erhält. Als Gertie die Bohnen voll Ärgerüber das ausbleibende Geld in den Garten wirft, wächst daraus über Nacht eine riesige Bohnenranke in den Himmel, die zum Reich eines Riesen führt. Jack klettert hinauf und stiehlt dessen Gold, um damit die Schulden zu begleichen. Das gefällt dem Giganten jedoch überhaupt nicht und bringt den Jungen in Gefahr.

Britischer Humor und bezaubernde Stimmen

Für ein Kindermärchen übertraf die Darbietung in jeder Hinsicht alle Erwartungen. Michael Rütz setzte auf ein aufwendig gestaltetes Bühnenbild mit klassischen, farbenfrohen Kostümen. Unterstützung erhielten die Darsteller von drei Tänzerinnen unter der Choreographie von Sunny Prasch, die selbst in dem Trio mitwirkte. Als drei Feen in knappen Weihnachtskleidern und roter Zipfelmütze zählten sie zu den neu hinzugefügten Elementen des Märchens. Tänzerin Ursula Geef erstaunte im zweiten Bild gleich doppelt mit einem luftakrobatischen Solo. Die ebenfalls tanzende Kuh Milky White hinterließ Lachtränen bei der ganzen Familie.Neben der schauspielerischen und tänzerischen Leistung setzte das Stück auf eine talentierte gesangliche Besetzung. Besonders Peter Tilch, der in den aktuellen Aufführungen von „The Sound of Music“ die männliche Hauptrolle zum Besten gibt, und Mezzosopranistin Sarah-Léna Winterberg, im Stückdie Baronstochter Jill, sangen sich unter die Haut der Zuschauer. Das Duett von Peter Tilch und Basil H. E. Coleman in der Rolle der Gertie diente als quirliges Highlight der Show und zeigte dem jungen Publikum, dass auch „böse“ Charaktere Gefühle haben.

Moderne Adaption regt mit Sarkasmus zum Nachdenken an

Trotz humorvoller Gestaltung blieb auch der kritische Anspruch an das Publikum nicht auf der Strecke. Vor allem Simon, gespielt von Sabine Noack, warf wiederholt Anspielungen auf die aktuellen politischen Entwicklungen ein, so etwa den Ampel-Bruch und die US-Wahlen. Auch der lokal bekannte Insider „Gibt‘s das bei Hornbach? Ach nein, da kommt man nicht mehr hin. Die Brücke ist ja gesperrt“, sorgte für bekennendes Nicken im Publikum. Auf etwas groteske Art und Weise kritisierte die Pantomime auch mit für das Theatergenre typischen sexuellen Andeutungen das Motiv Betrug. So lehrte Edward Leach in der Rolle des Jack, wie wichtig Treue und Respekt sind, indem er sich trotz Liebe zu Jill immer wieder von den drei Feen aus dem Reich des Riesen den Kopf verdrehen lässt und am Ende erkennt, dass diese eigentlich böse sind.

 

Gelungener Bruch der vierten Wand

Den Prinzipien einer Pantomime folgend setzten die Darsteller immer wieder „Ohh“- und „Boo“-Schilder ein, um das Publikum zu animieren, sich laut am Geschehen zu beteiligen. Die gesamte Handlung, das Bühnenbild und die Umsetzung des traditionellen Stücks hielten die vollen 80 Minuten dieAufmerksamkeit der Zuschauer. Der Kampf gegen den Riesen endete schließlich mit einem farbenfrohen Schlussbild vor einem geschmückten Weihnachtsbaum im winterlichen Schnee. Für die Stammgäste des Passauer Stadttheaters bleibt zu hoffen, dass es bald wieder eine solche ansprechende Pantomime geben wird. Denn „Jack and the Beanstalk“ ist eine Vereinigung sämtlicher positiver Aspekte, die ein Theaterstück mitbringen kann.


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