Intimate & Unreleased – Dean Lewis in Berlin

von am 21.04.2024

von Tina Mittelhaeuser

Donnerstagabend in Berlin. Die Straßen sind nass vom Regen und die Straßenlaternen spiegeln sich auf dem Asphalt. Vor dem Club GRETCHEN in Kreuzberg bildet sich eine kleine Schlange. Die Atmosphäre ist entspannt — kein Schieben, kein Schubsen. Man ist gekommen, um gemeinsam die Musik zu erleben, mitzusingen und zu feiern. Die Fans sind wie ein großer Freundeskreis, die sich im Wohnzimmer einfindet und zusammen das nahende Wochenende einläutet. Als das Licht gedimmt wird und Dean Lewis mit seiner Band die Bühne betritt, entlädt sich die freudige Anspannung in tosendem Applaus, der den ganzen Abend über immer wieder aufbranden wird.

Raw & Authentic

Von der ersten Minute an wird mitgesungen. Die Fans sind textsicher, treffen fast jeden Ton und ergänzen die Musiker:innen und den Sänger wie ein großer Chor. Mehrfach bestätigen Dean Lewis und die Bandmitglieder, wie viel Spaß sie selbst an diesem Abend hätten. Für Gelächter sorgt das Eingeständnis, dass der Gitarrist die hohen Töne besser treffe und auf Unterstützung aus dem Publikum hoffe.Der Abend ist geprägt von emotionaler Tiefe und der persönlichen Verbindung mit den Fans, für die der Australier bekannt ist.

Dean Lewis erzählt zu beinahe jedem Song, für wen er ihn geschrieben hat, welche Gefühle er mit den Lieder verarbeitet und woran er im Schreibprozess gedacht hat. Neben Hits wie „7 Minutes“ und „Memories„, wird die Setlist mit unveröffentlichter Musik ergänzt. Hinter den Titeln „All Your Lies„, „Empire“ und „All I Ever Wanted“ verstecken sich Lieder, die dem Stil des Singer-Songwriters treu bleiben, aber seiner Musik eine neue Dimension hinzufügen. Nach dem letzten Album „The Hardest Love„, das sich vorrangig mit einer ehemaligen Beziehung des Sängers auseinandersetzt, versprechen diese Songs eine Art frische Zuversicht und den Beginn eines neuen Kapitels im Leben des Musikers.

Heartfelt & Memorable

Zwischen stuckbesetzten Säulen, im Gewölbe des Clubs unter einer riesigen Discokugel sind die Besucher:innen des GRETCHEN an diesem Abend die ersten, die „The Last Bit Of Us“ live hören. Der Song war an diesem Donnerstag frisch veröffentlicht worden und soll die Trennung von einem geliebten Menschen endgültig verarbeiten. Dabei sorgen besonders die Lyrics „Cause this is the sound of me losing you – and this is the sound of you losing me“ für Gänsehaut, als sich Sänger und Publikum fast dialektisch ergänzen.

Mit einem Cover von „Cruel Summer“ lässt die Band außerdem die Herzen aller Swifties höher schlagen. Der Song, der 2019 von Taylor Swift ursprünglich auf dem Album „Lover“ veröffentlicht worden war, hatte im Sommer 2023 durch die Eras Tour und einen Hype auf TikTok ein 2. Release erfahren und sorgte für Partystimmung im Kreuzberger GRETCHEN.

Um das Gefühlschaos perfekt zu machen, spielt Dean Lewis anschließend die emotionale Ballade „How Do I Say Goodbye„, die er für seinen krebskranken Vater geschrieben hat, als dieser die Diagnose erhielt. Das Lied bewegt und sorgt dafür enger zusammenzurücken. Man liegt sich in den Armen und singt mit Tränen in den Augen die Textzeile: „To someone who’s been with me for my whole damn life?“, bevor mit „Be Alright“ das finale Lied des Sets erklingt.

Das Publikum gibt nochmal alles, stimmt in jedem Chorus mit ein und spornt die Band zur Zugabe an — und wird mit „Waves“ belohnt.

Dean Lewis sorgt mit seinem Programm „Intimate & Unreleased“ für knapp eineinhalb Stunden Flucht vor dem Alltag, verschenkt zwischen den Songs Plektrum um Plektrum und gestaltet mit seiner Band und den Fans einen einmaligen Musikabend, der viel zu früh endet.

Intimate & Unreleased

Um kurz vor zehn ist es noch immer nasskalt in Kreuzberg. Die U-Bahnen rattern auf den Gleisen am Halleschen Tor und in der Ferne schimmert der Fernsehturm am Alexanderplatz durch die Wolken. Morgen ist Freitag und der Abend ist noch jung.

Für manche der Besucher:innen geht es noch zum feiern, manche machen sich auf den Heimweg oder legen noch einen Stop an der nächsten Dönerbude ein. Für fast zwei Stunden war man Teil eines Freundeskreises, in diesem Club in Berlin, der sich angefühlt hat wie ein Wohnzimmer für alle. Man hat gemeinsam gesungen, gemeinsam gefeiert und gemeinsam die Musik gefühlt.

Und auf der Fahrt mit der U-Bahn läuft noch einmal „The Last Bit of Us“ über die Kopfhörer. Beim nächsten Konzert sollen die Lyrics schließlich sitzen.

 

Setlist:

7 Minutes

Looks Like Me

Stay Awake

Hurtless

Memories

All Your Lies

Empire

Last Bit Of Us

All I Ever Wanted

Half A Man

To Have You Today

Falling Up

Cruel Summer (Taylor Swift Cover)

How Do I Say Goodbye

Be Alright

Waves


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