Melancholie vom Feinsten – sun’s sons im Campus Crew Interview

von am 26.07.2022

sun’s sons – das sind Lasse, Sorin, Marius, Kyle und Felix, eine Indie-Band aus Frankfurt. Kurz nach dem Release ihrer zweiten EP „Clean Slate“ am 15. Juli erzählen drei der fünf Jungs im Interview unter anderem, wie das Album entstanden ist, warum Coldplay eine Rolle spielt und was es mit Sitar, Hang und Erhu auf sich hat.

von Leonie Hohlfeldt

 

 

Campus Crew: Erstmal herzlichen Glückwunsch zu eurer zweiten EP! Wie glücklich seid ihr im Moment, die Platte endlich veröffentlicht zu haben?

Marius Wunderlich: Unbeschreiblich.

Sorin Della Monica: Uns fehlen wirklich die Worte. Wir hatten am Freitag ein Release-Konzert in Frankfurt, wo super viele Leute kamen, und das war die schönste Erfahrung für uns. Deswegen sind wir alle noch so ein bisschen am Schweben. Wir haben zum Teil auch noch nicht realisiert, dass die EP wirklich draußen ist. Aber wir hatten einfach ein super schönes Konzert, die Leute waren voll dabei und haben mitgesungen, selbst die neuen Songs.

Lasse Kuhl: Auch das Lebensgefühl hat sich voll verändert in den letzten Tagen, weil wir die letzten Monate bzw. das letzte halbe Jahr auf diesen einen Tag hingearbeitet haben. Das ist wie ein neuer Abschnitt, der jetzt gerade beginnt.

Beim Durchhören ist mir vor allem eins aufgefallen: die Übergänge. Fast alle Songs hören mit dem Ton auf, mit dem der nächste Song anfängt. War das Absicht bzw. legt ihr Wert auf bestimmte Albumkonzepte?

Sorin: Wir haben schon gedacht, dass wir keine normale EP machen wollen, sondern ein Mini-Album. Das war schon gewollt. Aber wir haben lange überlegt, wie wir die Songs aneinanderreihen. Und der letzte Song „Sing You To Sleep“ musste natürlich ans Ende der EP kommen.

Im Vergleich zu eurer ersten EP „You & My Mind“ kann man eine Stiländerung bzw. Stilfestigung erkennen. Würdet ihr sagen, dass ihr euren Stil gefunden habt?

Lasse: Ich glaube, man kann den gar nicht so richtig finden. Man entwickelt sich ja immer weiter und das ist auch das Schöne an Musik, es ist ein Prozess. Aber auf jeden Fall haben wir unseren Sound mit der zweiten EP gefestigt. Wir wissen jetzt mehr, wer wir musikalisch sind.

Sorin: Vor allem auch einzeln auf die Bandmitglieder abgesehen. Jeder hat seinen Part, wo man raus hört „OK, das ist ne typische Gitarre von Marius oder ein typisches Klavier von mir, Sorin“, und das ist bei der neuen EP irgendwie extrem.

Eure Melodien erinnern stark an Tamino, Luke Noa, FIL BO RIVA oder auch Coldplay. Sind das eure Inspirationsquellen?

Sorin: Ja lustig, weil gerade die Akkorde vom letzten Song in der Phase entstanden sind, in der ich das Album „Parachutes“ von Coldplay sehr viel gehört habe. Deswegen war diese Inspiration auf jeden Fall da, also besonders was die Gitarren angeht.

Lasse: Und Luke Noa ist ein Freund von uns, seine EP hängt hier. FIL BO RIVA ist auch ein fantastischer Musiker. Also das sind auf jeden Fall Acts, die uns, Sorin und mich, beeinflussen. Marius hat eher andere Einflüsse, oder?

Marius: In Teilen überschneiden sie sich langsam. Meine Einflüsse gehen eher so Richtung Nirvana, Pink Floyd oder Red Hot Chili Peppers. Auf der EP hört man das auch an einigen Stellen, so ein leichter Crossover aus unseren Einflüssen. Bei „Through The Night“ z. B. ist sehr viel dieses Tragende und Melancholisch-Atmosphärische, trotzdem ist da auch diese funkige Rhythmik mit dabei. Es kommt so vieles zueinander und dann entsteht wieder was komplett Neues.

Ihr sprecht in „It Takes A Lot“ aktuelle, politische Themen wie Sexualität, Hautfarbe, gender roles etc. an und habt auch auf einer „Fridays for Future“-Demo gespielt. Würdet ihr euch als politische Band bezeichnen?

Lasse: Joa, schon. Also das gehört jetzt gerade viel mehr dazu als es noch vor zehn, zwanzig Jahren dazu gehört hat, dass jede gute Band einen politischen Standpunkt haben sollte. Wir leben einfach in Zeiten, da kann man nicht mehr neutral sein zu bestimmten Themen. Bei „It Takes A Lot“ oder „Change“ sprechen wir über Sachen, die uns beschäftigen und das wollen wir nicht ausklammern. Wir wollen auch nicht aus Angst davor, was Falsches zu sagen, stumm bleiben.

Marius: Ganz davon abgesehen haben wir ganz klare Meinungen zu den Dingen, über die wir sprechen. Warum also den Mund zu machen?

Wer hat euer Albumcover designt?

Lasse: Die Designsachen mach ich, aber besprochen haben wir es schon zusammen. Wir haben uns viel darüber ausgetauscht, wie das Cover sein soll. Ein Aspekt war, dass wir ja schon eine Platte rausgebracht haben und die relativ helle, grelle Farben hat, also grün, blau und viel gelb. Deswegen hatten wir ein bisschen Angst, dass die zweite EP neben der ersten EP blass aussieht. Also war klar: Wir wollen was Knalliges, irgendeine starke Farbe und dann fanden wir diesen rostigen Orangeton ganz cool. Den haben wir dann durch das ganze Designkonzept durchgezogen.

Sorin: Es war aber ein sehr langer Weg. Wir hatten echt lange Diskussionen in so dreistündigen Zoom-Meetings. Aber jetzt sind wir mega happy.

Was ist zuerst in eurem Kopf: Melodie oder Text? Von wem kommt was?

Lasse: Meistens sind Akkorde zuerst da, die kommen von uns Dreien zu gleichen Teilen. Das funktioniert dann mit viel Rumprobieren, jeder bringt da seine Ideen mit rein. Dann schreib ich eine Gesangsmelodie und einen Text drüber und das Arrangement machen wir zusammen.

An welchen Orten oder in welchen Situationen habt ihr die besten Ideen?

Sorin: Bei mir ist es ganz classic der Proberaum. Da haben wir uns auch mal einen Tag lang eingeschlossen, übernachtet und ein paar Songs geschrieben, unter anderem „Through The Night“. Es ist aber auch viel im Urlaub entstanden. Letztes Jahr waren wir gemeinsam in Frankreich, da ist zum Beispiel „I’m Gonna Wait“ entstanden. Es war so schön in Frankreich in den Bergen, man guckt in die Sterne und dann schreibt man halt mal einen Song.

Lasse: Der inspirierende Raum für uns ist der Proberaum, eigentlich ist das unser Wohnzimmer. Wir sind da fast jeden Tag, vor allem in der Songwriting-Phase und machen einfach ganz viel Musik zusammen.

Wie habt ihr euch kennengelernt?

Marius: Wir drei kennen uns aus der Mittelstufe. Als ich in der 7. Klasse war bin ich der Schulband beigetreten, wo auch schon Lasse war. Das war unsere erste Connection. Ein, zwei Jahre später war Sorin dann auch Teil dieser Schulband. Obwohl wir noch nicht so aufeinander geachtet haben, haben wir schon zusammen Musik gemacht. Dann Jahre später haben wir dann wieder zusammengefunden, um sun’s sons weiter aufzuziehen.

Mit welchem außergewöhnlichen Instrument würdet ihr gerne mal einen Song kreieren?

Marius: Vielleicht ne Sitar, wobei das gar nicht so außergewöhnlich ist. Aber es wäre ein Wunschinstrument.

Sorin: Wir haben schon viel gemacht, aber generell alles Richtung indische Musik würden wir gerne mal ausprobieren.

Lasse: Ich hätte Bock auf eine Erhu, so ein chinesisches Streichinstrument.

Marius: Ich hätte auch Bock, Mandoline zu lernen. Das wäre bestimmt auch schön.

Lasse: Und Hang! Hang ist bei mir ganz oben! So ne Handpan.

Sorin: Da frag ich mich halt, ob das so zu unserem Stil passt…

Lasse: So! Ich glaub, das wär so geil!

Sorin: Ich sehe auf jeden Fall, dass wir da irgendwann bisschen abdrippen werden. Auch Richtung Synthesizer vielleicht, dass wir auf jeden Fall mal richtig reindeepen und besondere Elemente einbringen, die vorher nicht da waren.

Was ist der Plan für die nächsten Monate? Wird es eine LP geben?

Lasse: Ja schon, also in unseren Köpfen ist ein Album grob für nächstes Jahr angepeilt, aber wir wollen da auch nichts überstürzen. Es war eine bewusste Entscheidung, eine zweite EP zu machen und kein Album, weil wir an ein Debüt-Album extrem hohe Ansprüche haben und wollen, dass alles perfekt ist. Für die nächsten Monate stehen noch einige Auftritte an und quasi die Nachbereitung von unserem jetzigen Release, da soll auch noch einiges an Videomaterial erscheinen. Natürlich denken wir auch schon die ganze Zeit an neue Veröffentlichungen und haben auch gesagt, dass wir im Laufe des Jahres zusammen wegfahren wollen, um nochmal so eine intensive Songwriting-Phase zu machen. Also es muss auf jeden Fall weitergehen.

Sorin: Aber erstmal Konzerte und auch viel Üben, wir wollen immer besser werden. Das hat irgendwie kein Ende bei uns.

Vielen Dank für das Interview.


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