Sommer in Vinyl-Form – BILBAO im Campus Crew Interview

von am 30.11.2022

Ein bisschen Rock, ein wenig Pop und eine Prise Folk – die Hamburger Band BILBAO schafft mit einem Mix aus unterschiedlichen Musikstilen einen Gute-Laune-Sound, bei dem man nicht stillsitzen kann. Im Campus Crew Interview erzählt uns Sänger Léon von der „Shake Well“-Tour, kuriosen Konzertritualen und den Höhen und Tiefen des Musikbusiness.

von Leonie Hohlfeldt und Luca Both

Campus Crew: Wie würdest du BILBAO in drei Worten beschreiben?

Léon Rudolf: Das können die anderen Jungs eigentlich besser, aber ich würde sagen sommerlich, nach vorne und … knackig!

Bilbao gilt als euer imaginärer Sehnsuchtsort. Wo warst du als letztes im Urlaub bzw. wo hast du dich das letzte Mal richtig wohl gefühlt?

Léon: Ich war dieses Jahr in Albanien und das war auf jeden Fall ein toller Urlaub, die Landschaft dort ist wunderschön. Da hab ich witzigerweise gerade noch Videos angeschaut. Wir waren aber alle noch nie in Bilbao, was der Oberwitz ist. Aber wir wollen diesen Wunschort eigentlich auch nicht kaputt machen. Darum ist es vielleicht ganz gut, dass wir noch nicht da waren. So bleibt’s auf jeden Fall mysteriös. Irgendwann wollen wir aber schon mal zusammen dahin, vielleicht ein Konzert spielen. BILBAO in Bilbao quasi.

Es ist eure erste eigene Tour, was geht in euch vor?

Léon: Wir sind auf jeden Fall sehr aufgeregt, aber die Vorfreude steigt mit jedem Tag. Wir versuchen gesund zu bleiben und trinken viel Tee. Wir schauen jetzt auch, dass wir am Wochenende bisschen runterfahren, weil es ja doch einige Konzerte am Stück sind. Aber es überwiegt die Vorfreude, die Fans zu sehen und einfach eine gute Zeit zu haben.

Ihr seht euch als Live-Band. Habt ihr besondere Rituale vor den Konzerten?

Léon: Bevor wir auf die Bühne gehen, haben wir uns angewöhnt zu jubeln, um in Stimmung zu kommen. Und als Warm-Up vorm Gig springen unser Drummer Jan und ich viel Seil. Und dann natürlich der kollektive Group-Hug. Wir schauen uns mittlerweile auch intensiv in die Augen, damit man einfach nochmal eine Connection hat. Und dann geht’s los!

Worauf achtet ihr besonders bei Live-Shows?

Léon: Uns war jetzt sehr wichtig, dass die Dynamik gut ist beim Konzert. Darum haben wir echt sehr lange rumgeschraubt, was die Setlist angeht: dass es mal ruhigere Parts gibt, es dann aber auch flüssig zu schnelleren Songs rüber rutscht, um ein gutes Gleichgewicht zu erzeugen.

Was war euer Highlight vom Festival-Sommer?

Léon: Es war eine wunderschöne Zeit – zum ersten Mal komplett ohne Einschränkungen. Die Leute konnten wieder ohne Maske tanzen und wir haben gesehen, wie sie mitsingen. Sowas bleibt in Erinnerung und beflügelt uns auch auf unserer Tour.

Gehst du selbst gerne auf Konzerte? Wenn ja, was war dein Lieblingsact?

Léon: Schwierige Frage! Tatsächlich war mein Highlight als ich 13 war oder so die Band Bright Eyes, aber sonst? Da gibt’s so viele Acts. Aber jetzt allein diesen Sommer, da waren schon echt gute dabei, z. B. The Strokes oder Florence + The Machine fand ich live überragend. Diesen Sommer haben wir mit BILBAO echt auf vielen Festivals gespielt und deswegen so viele tolle Liveacts gesehen, darum ist es schwierig, das herunterzubrechen. Aber wir sind große Fans von Konzerten.

Eure musikalischen Einflüsse kommen alle aus unterschiedlichen Richtungen. Was war so die erste Band, die euch geprägt hat?

Léon: Wir stehen alle auf Bombay Bicycle Club, aber auch die Band Foals finden wir cool. Bei Bombay Bicycle Club hat uns gerade dieses Sampling, was sie benutzen, sehr inspiriert.

„I think my head explodes if I play one more show“ – BILBAO in travel party

Als Musiker erlebt man diese Gefühlsextreme von ganz oben nach ganz unten, wie ihr es bei „travel party“ beschrieben habt. Habt ihr etwas, was euch wieder aus dem Sumpf zieht?

Léon: Der Song bezieht sich ja aufs Tourleben und diese Höhen und Tiefen, die es da gibt. Gerade in der jetzigen Zeit ist es nicht leicht, wenn alles teurer wird und die Leute leider immer weniger auf Konzerte gehen. Da gibt es schon Momente, wo man bisschen down ist. Aber ich persönlich versuche da optimistisch zu bleiben und mich auf die positiven Dinge zu konzentrieren. Worauf ich mich jetzt sehr freue, ist, die Fans zu sehen, die uns vielleicht im Sommer entdeckt haben und sich extra Tickets gekauft haben. Ich hab sehr Bock, die Leute zu treffen. Sowas bestärkt mich.

Was bedeutet für euch Melancholie?

Léon: Wir versuchen immer so einen Mix zu finden, dass es nie zu melancholisch wird, aber dass es manchmal trotzdem mal nachdenklich wird, vor allem in den C-Parts. Die Themen, die wir besingen, sollen zwar gute Laune bringen, aber auch Momente bieten, wo man sich fallen lassen kann. Es soll eben nicht zu oberflächlich sein.

Du hast auch ein Solo-Projekt: Lemony Rug. Trennst du das explizit von BILBAO oder wie vereinbarst du die beiden Projekte?

Léon: Das muss alles gut geplant sein und dann checken wir die Zeiträume, was wann gut passt. Bei meinem Solo-Projekt wird’s eher ruhiger und folkiger als bei BILBAO. Allein musikalisch ist es schon ziemlich weit auseinander. Aber eines meiner größten Vorbilder ist Conor Oberst von Bright Eyes und der hat zig Projekte. Das find ich ganz cool, dass man da auch eine größere Bandbreite hat, wie man sich musikalisch ausleben kann. Darum ist es mit zwei Projekten noch überschaubar.

Zu eurem Album „Shake Well“: Wo schwingst du deine Hüften in deiner Freizeit?

Léon: Ich bin nicht so der Clubgänger, deswegen ist es gut, dass ich auf der Bühne diese Seite ausleben kann. Aber ich bin gerne auf Homepartys und schwinge da zu späterer Stunde und zum ein oder anderen Kaltgetränk gerne meine Hüften.

Das passt perfekt zur letzten Frage! Auf eurem Cover sieht man ein Martini Glas und einer eurer Songs heißt „Mojito“: Was ist dein Lieblingscocktail?

Léon: Mein Lieblingsdrink ist ein Moscow Mule, aber Mojito trinke ich auch gerne.

Vielen Dank für das Interview!

 

Bildnachweis: © Christoph Eisenmenger


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