Was macht man als Redaktionsleiter bei PULS? Florian Meyer-Hawranek im Campus Crew Interview

von am 24.07.2023

Auf dem PULS Open Air 2023 auf dem schönen Gelände von Schloss Kaltenberg hatten wir Gelegenheit, Florian Meyer-Hawranek mit Fragen rund um seine Tätigkeit als Redaktionsleiter bei PULS, dem jungen Content-Netzwerk des Bayerischen Rundfunks, zu löchern. Neben wertvollen Tipps für angehende Journalist:innen hat er unter anderem ein paar Podcast-Tipps mit uns geteilt, Einblicke in die Arbeit und Struktur der jungen Öffentlich-Rechtlichen gegeben und aus dem Nähkästchen über „Die Frage“ geplaudert, ein erfolgreiches funk-Format auf YouTube, das er mit aufgebaut hat und das sich mit den schwierigen Fragen des Lebens beschäftigt, die aber längst nicht nur für junge Leute relevant sind.

von Hannah Mosbach und Lara Egeler

Campus Crew: Hi, Florian! Wie sieht dein typischer Arbeitstag als Redaktionsleiter von PULS/Bayerischer Rundfunk aus?

Florian Meyer-Hawranek: Krass unterschiedlich. Mein Arbeitsalltag besteht vor allem aus sehr vielen Gesprächsterminen – die Woche ist durchgeblockt mit Jour Fixen, mit vielen Abstimmungen. Dazu muss ich erklären: Wir sind auf ein holokratisches Organisationssystem umgestiegen. Das ist quasi das Gegenmodell zu einem hierarchischen System, in dem die Redaktionsleitung alles entscheidet. Das herrscht in vielen klassischen Redaktionen vor und funktioniert dort auch. Bei uns bzw. beim holokratischen System ist aber die Idee, dass Entscheidungen da getroffen werden, wo auch die Expert:innen dafür sitzen, also letztlich dort, wo die Entscheidungen anfallen. Bezogen auf uns heißt das, es gibt verschiedene Bereiche, in denen dann solche fachspezifischen Entscheidungen getroffen werden. Wir haben zum Beispiel den Portfoliobereich, der sich um unser ganzes Portfolio kümmert, also um unser Content-Netzwerk. Die schauen sich an, wie sich unsere digitalen Produkte, aber auch unsere Events (wie beispielsweise das PULS Open Air, auf dem wir gerade sind) oder unser Radio entwickeln und geben dann Empfehlungen ab. Gleichzeitig gibt’s beispielsweise einen großen Bereich, der sich um Personal kümmert: Um Recruiting, um unser Talente-Programm, aber auch um unsere Mitarbeitenden. Und meine Aufgabe ist, dieses System am Laufen zu halten und zu koordinieren.

Also Koordination im Sinne von: Du denkst darüber nach, woran gedacht werden muss?

Florian: Genau, im Grunde koordiniere ich die vielen Abstimmungen, aus denen dann die Richtungen hervorgehen, in die wir gehen wollen. Und dann geht es auch um Abstimmungen innerhalb des Bayerischen Rundfunks, also zwischen den einzelnen Redaktionsleitungen, im Programmbereich und in der Direktion sowie mit der ARD und funk.

Würdest du sagen, du gibst trotzdem eine gewisse Tendenz vor oder das gerade nicht, weil ihr dieses holokratische System habt?

Florian: In so einem holokratischen System kommen die Vorschläge schon eher aus den Expertengruppen. Wir speziell als Content-Netzwerk denken in Produkten, das heißt wir strukturieren uns in Produktteams: Wir haben die PULS Reportage – ein Youtube-Format, wir haben PULS Radio, wir haben ein TikTok-Format… und diese Teams, diese Produkte, die bilden die Basis. Früher war das anders – da waren die Digitalprodukte irgendwie an unser Radioprogramm angebunden. Es war aber nie so richtig klar, welchen Stellenwert die haben. Jetzt bewerten wir alle Produkte gleich, egal wie groß oder wie klein sie sind und egal ob digital oder nicht. Und all diese Produkte haben eine Produktleitung, also ein Teamlead, der/die die interne Arbeit koordiniert und an jedem Produkt mitarbeitet, sowie noch jemanden, der/die dieses Produkt strategisch berät. Und die Leute, die die Produkte strategisch beraten, treffen sich regelmäßig und berichten, wie sich die Produkte entwickeln und geben Empfehlungen für unser gesamtes Produktportfolio ab. Da geht es dann darum, in welche Richtungen die Produkte gehen sollen, also ob’s jetzt zum Beispiel sinnvoll wäre, bei der PULS-Reportage neben einem Youtube- und Instagram- auch einen TikTok-Kanal aufzumachen, weil unsere Zielgruppe einfach gerade vermehrt dort ist und Verticals, also hochformatige Videos, gerade total interessant sind. Und ich krieg‘ regelmäßig Updates und höre mir das an.

Also bist du eher so ein Teammanager, der guckt, dass alle zusammenarbeiten und sich austauschen?

Florian: Genau. Natürlich bring‘ ich auch Ideen ein und könnte aus der Redaktionsleitung heraus trotzdem noch ein Veto setzen oder dem Ganzen eine Richtung mitgeben, im Sinne von „Das ist die Redaktionslinie, auf die müssen wir setzen“. Aber so versteh‘ ich mich und meine Aufgabe auch gar nicht. Also ich seh‘ mich nicht als diesen klassischen Redaktionsleiter, der sagt „Hey, so, und ich weiß‘ es übrigens besser“. Das fände ich irgendwie total anmaßend. Klar, habe ich zum Beispiel auch schon TikTok-Formate betreut und ich schau‘ auch viel und versuche mich da auf dem Laufenden zu halten. Aber ich hoffe halt, dass sich die Leute, die jeden Tag ein TikTok-Format betreuen, viel besser auskennen und die, die das Ganze strategisch beraten auch die besseren Ideen haben, wo wir mit den Formaten und als Content-Netzwerk insgesamt hingehen sollten. Wenn wir auf solche richtungsentscheidenden Fragen gucken, ist es also wirklich ein Teamprozess, bei dem es meine Aufgabe ist, zu organisieren, am Laufen zu halten und zu moderieren.

Das heißt, ihr entwickelt alle gemeinsam die Ideen für Beiträge und jeder kann da was einbringen oder gibt es bestimmte Leute, die immer die Ideen liefern?

Florian: Also, es herrscht kein Chaos und keine Anarchie, sondern ein sehr intelligentes – hoffentlich (lacht) – kompliziertes System, das schon Regeln vorgibt, wer wie wo Ideen liefern kann. Input ist von allen gewünscht; es gibt aber geordnete Verfahren dafür, wie man diesen einbringt und wer dann darüber entscheidet. Das Ganze ist aus einer Fehleranalyse entstanden, bei der wir gefragt haben „Wenn wir uns jetzt neu aufstellen: Wo tut es gerade am meisten weh?“ Wir haben all unsere Mitarbeiter:innen gefragt und da haben Leute gesagt, „Ganz ehrlich, ich weiß nicht, wer mir was erlauben kann, dass wir jetzt zum Beispiel ein Thema machen oder dass wir einen Insta-Kanal eröffnen. Ich frag‘ dann einfach irgendwen aus dem erweiterten Leitungs-Team, den ich gerade den Gang runterlaufen sehe und hoff‘, dass ich da irgendwie eine Antwort krieg‘.“ Und das ist natürlich kein befriedigender Zustand. Und daraufhin haben wir uns eine neue Struktur überlegt, um Mechanismen dafür zu schaffen, dass man eine Antwort bekommt und das von den Leuten, die sich auch am besten auskennen. Das ist eine totale Verbesserung im Vergleich zu vorher, wo Entscheidungen ewig gedauert haben oder man gar keine Antwort bekommen hat, was eigentlich das Schlimmste ist.

Inwiefern warst du am Format „Die Frage“ beteiligt?

Florian: In der Redaktionsleitung bin ich seit Anfang Mai vertretungsweise für Nadine Ulrich, die gerade im Sabbatical ist. Aber vorher habe ich inhaltlich als Redakteur bei „Die Frage“ gearbeitet und irgendwann dann auch als funk-Beauftragter für den Bayerischen Rundfunk; da war ich quasi sowas wie das Teamlead von „Die Frage“ und hab‘ das mit aufgebaut. „Die Frage“ gab’s ja vorher schon als Podcast und als Fernsehsendung. Und als dann irgendwann funk entstanden ist haben wir uns überlegt, dass wir „Die Frage“ gerne dort einbringen würden, aber nicht als Fernsehsendung, sondern als neues Format. Wir mussten die bisherigen Formate dann umkonzeptionieren für YouTube, was eine ganz schöne Herausforderung war. Wir hatten YouTube, bzw. wie man Fernsehen auf YouTube bringt, damals noch nicht wirklich verstanden, das kann man schon so sagen. Wenn öffentlich-rechtliche Formate auf YouTube jetzt erfolgreich sind, dann auch, weil funk da ganz schön was angeschoben hat. Später als funk-Beauftragter des Bayerischen Rundfunks habe ich dann auch all unsere funk-Formate sowie unsere Zusammenarbeit mit funk koordiniert. Das macht jetzt gerade jemand anderes, weil ich das abgegeben habe.

Auch für „Die Frage“ gibt es also ein eigenes Team.

Florian: Genau. Speziell bei „Die Frage“ treibt das Team gerade total um, dass unsere Zuschauerschaft vergleichsweise stark altert, wir aber auf eine 14 bis 29-jährige Zielgruppe zielen. Wenn die Hälfte der Zielgruppe über dreißig ist, kriegen wir ein Legitimationsproblem.

Aber kommen die Zuschauer:innen nicht nach? Also rutschen die nicht beispielsweise durch Geschwister nach?

Florian: Nee, leider nicht (lacht). Das wäre der Idealzustand. So ein Format wie „Das schaffst du nie!“, das wir ebenfalls für funk produzieren, schafft das sehr gut, sich aus sich heraus jung zu halten; das spricht immer wieder neue junge Leute an. Bei „Die Frage“ gibt es verschiedene Gründe dafür, dass die Zuschauer:innen vergleichsweise stark gealtert sind. Einerseits ist das ja auch cool, wenn du ein Format machst, das immer mehr Abos zieht und das einfach eine sehr starke Community hat, die sich damit identifiziert und das immer weiter anschauen will. Aber so wie die Community immer ein bisschen älter wird, steigt eben auch das Durchschnittsalter der Zuschauer:innen.

Inwiefern ist das ein Problem?

Florian: Für das Format selbst ist das erstmal nicht problematisch, sondern eigentlich total schön. Aber als funk-Format ist es eben gesetzlich mandatiert; der Auftrag lautet, 14 bis 29-Jährige anzusprechen. Wenn ein Format das langfristig nicht mehr schafft, dann gibt es natürlich die Option, etwas am Format zu ändern. Das Format „Auf Klo“ zum Beispiel hat einen krassen Restrukturierungsprozess durchlaufen. Die haben sich komplett neu aufgestellt, indem sie stark von YouTube weg und zu TikTok hingegangen sind. Mit derselben Idee und ein paar Veränderungen haben sie es so geschafft, wieder eine junge Zielgruppe anzusprechen. „Die Frage“ hingegen versuchen wir jetzt nicht auf Biegen und Brechen oder auch nur leicht umzubauen. Das Format soll mitgehen mit der Zielgruppe – die das Format ja eindeutig anspricht, mit mehr als einer Million Abonnentinnen und Abonnenten – nur eben in einem anderen Kontext. Dazu haben wir jetzt einen jüngeren Host mit dazu genommen. Das Alter der Hosts ist zwar nicht das einzige Kriterium, aber natürlich; der neue Host ist zehn Jahre jünger als zum Beispiel Frank und kann noch mal eine ganz andere Zielgruppe ansprechen.

Kommen wir noch einmal speziell auf „Die Frage“ zu sprechen. Habt ihr das Gefühl, dass ihr gerade deshalb auch sensiblere Themen ansprechen könnt, weil das Publikum jünger ist? Also sind die jüngeren Leute offener für vielleicht noch tabu-behaftete Themen? Oder wählt ihr die Themen absichtlich so aus, um die Gesellschaft auch ein bisschen in die Richtung zu formen?

Florian: Also ob man einen jeweils anderen Umgang von Millenials und der Gen Z mit diesen eher schwierigen Themen, die „Die Frage“ ja anspricht, feststellt? Weiß‘ ich ehrlich gesagt nicht. Also, ich fand es schon erstaunlich, als wir mit „Die Frage“ angefangen haben, was jetzt schon ein bisschen her ist, dass es da eine große Nachfrage gab. Es war gar nicht unbedingt unser Ansatz, genau da reinzugehen und zu sagen, „Wir machen jetzt nur was über psychosoziale Gesundheit“ oder behandeln Fragen wie „Wie gehe ich mit meinen Eltern um?“ oder „Wie komme ich mit dem Tod klar?“ oder so, also dass wir nur solche schwierigen Fragen stellen. Wir haben immer wieder auch probiert, lustigere und auch reportagigere Sachen zu machen, haben aber gemerkt, dass vor allem die schwierigeren Fragen recht gut funktionieren und dass sich dafür auch eine Community findet, die unsere Art, wie wir damit umgehen, also eine sehr ernsthafte, transparente und empathische Art, die genau das feiert. Die haben gemerkt, wir können das. Dann wurde das nachgefragt und ich glaube, da sind auch ein paar andere Formate mittlerweile mitgezogen – im funk-Kosmos und darüber hinaus. Und jetzt ist es gar nicht mehr so ein Alleinstellungskriterium. Deshalb kann man vielleicht schon sagen, dass sich insgesamt doch was geändert hat und dass es jetzt mehr Offenheit gibt, über genau solche Themen zu reden und dass es auch Leute bei uns gibt, die das super umsetzen können. Also, das Eine ist ja, dass man die Themen findet und aufbereitet, aber was uns bei „Die Frage“ voll wichtig ist, ist, dass wir nicht mit der Veröffentlichung von einem Film stehen bleiben. Das heißt, wir sagen nicht „Jetzt haben wir einen schönen Film gemacht“, sondern wir reden mit der Community darüber und kommen danach ins Gespräch. Ich finde, das beste Beispiel ist, dass viele unserer Protagonist:innen, auch nachdem wir den Film schon gedreht und veröffentlicht haben, Kontakt zu uns halten und uns immer wieder Updates geben, wie es in ihren Leben weiterging. Ob das dann vor der Kamera stattfindet oder nicht – das ist so ein super Zeichen einfach, dass wir merken, dass unsere Arbeit auch wertgeschätzt wird.

Warum hat der Bayerische Rundfunk ein junges Format? Also warum gibt es PULS?

Florian: Weil der Bayerische Rundfunk sich angeschaut hat, wen er mit den Programmen erreicht, die er bisher gemacht hat und dabei festgestellt hat, dass er überproportional ältere Generationen anspricht. Wir wollen und sollen aber ein Programm für alle machen, das ist unser Auftrag. Das heißt, wir müssen auch gezielt Programm für junge Leute machen. Ich finde, das hat immer noch einen zu geringen Stellenwert, auch was die finanzielle Absicherung dahinter betrifft. Es wird immer noch vergleichsweise viel Programm für ein 60+-Publikum gemacht; lineares, klassisches Programm. Da ändert sich jetzt was, aber das heißt ja nicht, dass das unbedingt auch bei uns schon angekommen ist. Gerade, wenn man sich anschaut, was generationengerecht für junge Leute produziert wird, dann sind wir immer noch total unterversorgt. Ich find‘s aber total wichtig, dass wir sagen „Hey, alle zahlen die Haushaltsabgabe; wir sollen Programm für alle machen und wir sollen auch alle Leute erreichen.“ Wir müssen mit unserem Programm da hingehen, wo die jungen Leute sind. Deshalb können wir nicht nur Fernsehen oder klassisches Radio machen, sondern wir müssen auch auf digitale Plattformen gehen.

Wo liegt der Unterschied zwischen PULS und funk? Also ist das nur verschieden finanziert?

Florian: Funk ist deutschlandweit, das ist der Zusammenschluss von ARD und zdf. Und PULS ist quasi vom Bayerischen Rundfunk und hat einen stärkeren Bayern-Fokus. Außerdem machen wir bei PULS auch andere Dinge; zum Beispiel viel im Bereich Nachwuchs- und Kulturförderung. Deshalb haben wir auch Events, die unseren Auftrag auch einmal vor Ort wirklich erlebbar machen. Wie jetzt hier am Wochenende, auf dem PULS: 11.000 junge Leute an einem Ort. Natürlich wollen die feiern, aber gleichzeitig können wir denen zeigen, wie man junge Kulturförderung hinkriegt und dass wir auch für sie ein cooles Programm machen. Sowas kann funk zum Beispiel nicht.

Was macht dir an deiner Arbeit am meisten Spaß?

Florian: Bevor ich in der Redaktionsleitung angefangen habe, habe ich bei „Die Frage“ ja schon nochmal stärker inhaltlich gearbeitet. Das hat mir super viel Spaß gemacht, das aufzubauen: Wenn man auf die richtigen Themen setzt, die Plattformen endlich checkt und Erfolge feiert – ich denke da an unsere drei Grimme-Nominierungen… Jetzt in dieser eher koordinierenden Managementarbeit macht mir eigentlich am meisten Spaß, die Stärken von Leuten herauszufinden und diese richtig zu fördern. Wenn man dann sieht, dass man da das richtige Gespür hat, weil man jemanden entweder mit ausgesucht hat oder jemandem den richtigen Schubs gegeben hat, sich auf etwas zu bewerben oder auch nur mal gelobt hat und sieht, wie jemand irgendwie total aufblüht, das finde ich am coolsten gerade.

Und wenn du nach einem langen Arbeitstag endlich zuhause auf der Couch sitzt, gibt es da irgendwelche Formate, die du privat gerne verfolgst? Muss jetzt auch nichts vom Bayerischen Rundfunk sein.

Florian: Ich höre total viele Podcasts und schau‘ auch Netflix oder Disney+.

Irgendwelche Beispiele?

Florian: Sehr gerne und regelmäßig höre ich „Piratensender Powerplay“ von Samira El Ouassil und Friedemann Karig. Und „Scambit“ von funk habe ich letztens gehört, das ist so ein Schach-Podcast, der total lustig erzählt ist. Von „The Mandalorian 3“ hab‘ ich gerade die letzte Staffel angefangen. Sehr spät erst habe ich mit „Killing Eve“ angefangen. Jetzt muss ich noch so ein ARD-Beispiel nennen: Die Jan Ullrich-Doku. Habt ihr die gesehen?

Noch nicht.

Florian: Fand‘ ich auch ganz cool. Also in der ARD-Mediathek ist die, wenn man sich für Radsport interessiert. Oder für Jan Ullrich (lacht).

Wie bist du zu dem gekommen, was du jetzt machst? Hast du etwas in Richtung Journalismus studiert?

Florian: Ja, ich habe Politik und VWL in Erlangen und Mexiko studiert und dann in München die Deutsche Journalistenschule besucht und da noch Kommunikationswissenschaften nebenher studiert. Und dann hab‘ ich beim Bayerischen Rundfunk angefangen. Konkret bei on3, das war der Vorläufer von PULS, und bei quer, das ist das politische Satiremagazin im Fernsehen.

Es gab also keine Zeit dazwischen, in der du dich „frei“ weiter hättest ausprobieren können? Du bist direkt zum Bayerischen Rundfunk?

Florian: Also das war ja zunächst eine freie Mitarbeit, die dann irgendwann fest-frei wird beim Bayerischen Rundfunk. Und ich habe auch lange Zeit nebenher noch frei für andere Redaktionen gearbeitet, zum Beispiel habe ich für Deutschlandfunk und für die Süddeutsche Zeitung geschrieben, auch für Galileo habe ich mal was gemacht. Und dann habe ich mich auch noch auf Auslandsstipendien beworben und versucht, unter anderem bei diesen internationalen Journalisten-Programmen Erfahrungen zu sammeln; da kann man sich, glaube ich, bis man 35 ist, bewerben. Das ist dann so ein internationaler Austausch, wo man zwei, drei Monate vor Ort in einer Redaktion mitarbeitet und dann eine ganz okaye Grundfinanzierung hat. Bei PULS hatte ich irgendwann zwischendrin mal aufgehört und hab‘ dann im Jahr 2016 erstmalig voll bei PULS angefangen; sprich‘ ich habe dann aufgehört, nebenher frei zu arbeiten.

Und seitdem bist du auch dort fest geblieben?

Florian: Und seitdem bin ich dort geblieben, genau. Erst habe ich mich eben um „Die Frage“ und die trimediale Zusammenarbeit als Head of Content sowie die ganzen funk-Sachen gekümmert und jetzt bin ich ja gerade in der Stellvertretung der Redaktionsleitung.

Dieses Interview lesen mit hoher Wahrscheinlichkeit auch viele Journalistikstudent:innen. Hast Du irgendwelche Tipps oder Ideen, wie man sich auch schon während der Vorlesungszeit journalistisch ausprobieren kann?

Florian: Ja! Was ich erstaunlich oder interessant finde, ist, dass selbst viele Leute, die aus der Journalistenschulen-Ausbildung kommen oder aus einem Journalistik-Studium, vergleichsweise oft Lust haben, Sachen zu machen, die es schon gibt. Da sind viele, die sagen „Ich würde voll gerne mal bei ‚Die Frage‘ arbeiten, weil die so coole YouTube Videos machen“. Natürlich brauchen wir auch immer wieder Leute, die gute YouTube Videos machen, aber wir suchen eigentlich immer schon nach dem nächsten Ding. Wir brauchen jetzt eigentlich Leute, die das, was wir auf YouTube schon können, auf TikTok machen. Klar ist es gut, dass man im Studium oder in der Ausbildung ganz klassisch auch lernt, wie man einen Magazinfilm oder sowas macht. Aber das können eben dann viele Leute. Da ist es sicherlich gut, wenn man sich in Projekten im oder neben dem Studium ausprobiert, gerade was so speziellere Sachen angeht. Selbst wenn das erstmal noch nicht so den Nutzen hat; aber wenn man einfach an was rangeht mit dem Gedanken „Da hab‘ ich Bock, mich auszuprobieren“, dann finde ich sowas total cool. Wenn zum Beispiel eine/r kommt und sagt „Ich hab‘ mal was auf Twitch ausprobiert; ich hab jetzt so ein Grundverständnis und kann da super gut Dinge vorstellen“, dann ist das schon was, wo wir auch drauf schauen.

Hast du Tipps, wie man ein möglichst interessantes Arbeitsportfolio erstellen kann?

Florian: Letztlich genau darüber eigentlich. Wenn‘s zum Beispiel ein cooles Abschlussprojekt gibt, auch wenn’s nicht bezahlt ist, lieber da mal ein bisschen mehr Energie reinstecken als jetzt in so ein klassisches Praktikum. Aber das sagt sich natürlich auch leicht her, weil so ein klassisches Praktikum einem am Ende ja auch Kontakte bringt und den Einstieg erleichtert. Aber wenn sich jetzt jemand bewirbt und sagen kann „Schau‘ mal, sowas haben wir übrigens auch mal ausprobiert oder das hier haben wir auch gemacht“ und man kann das auch anschauen, dann finde ich das voll interessant. Das gilt genauso für Podcasts. Also, man muss jetzt nicht seit drei Jahren einen super erfolgreichen Podcast machen, aber wenn man sagen kann „Das und das haben wir mal ausprobiert und in der Richtung haben wir Erfahrung, hier kann man’s anhören“, dann ist das immer gut.

Okay, also muss das gar nicht zwingend auf professioneller Ebene sein, sondern kann auch ein Beitrag in der Uni oder ein eigener Blog sein?

Florian: Ja, klar. Je mehr man merkt, dass da echtes Interesse dahinter liegt und dass da jemand richtig Bock drauf hat, dann ist das so das Wichtigste und Beste eigentlich. Also ich finde schon, man merkt, wenn das nur so halbherzig ist und da kein wirkliches Herzblut drinsteckt, das interessiert mich dann auch nicht so.

Wenn du zurückblickst, was war ein Highlight in deiner Karriere?

Florian: In meiner großen beruflichen Laufbahn (lacht)? Also ich habe 2013 zu den Bundestagswahlen an so einem YouTube-Projekt mit Friedrich Küppersbusch mitgearbeitet. Generell war das mit richtig coolen Leuten, da war Stefan Niggemeier auch dabei und so voll durchgeknallte Grafik-Leute, die, keine Ahnung, ich glaub‘ ne Handvoll Drogen genommen haben. Es war sau anstrengend, aber hat total viel Spaß gemacht. Dann war da noch ein richtig cooler Journalistenaustausch; da habe ich zwei Monate in Kolumbien bei einem Radio mitgearbeitet und viele Beiträge über Kolumbien gemacht, das war richtig cool. Und ja, es war natürlich schon schön für einen Grimme Preis nominiert zu sein, den wir leider nicht gewonnen haben… dreimal (lacht).

Inwiefern warst du als Redaktionsleiter hier am PULS Open Air beteiligt? Hast du irgendwelche inhaltlichen Anstöße gegeben, was man hier machen oder veranstalten könnte?

Florian: Ich war dahingehend beteiligt, zu schauen, dass alles richtig läuft in der Koordination mit dem neuen Veranstalter, Prinz Heinrich von Bayern, und der Ritterturnier Kaltenberg Veranstaltungs-GmbH. Aber inhaltlich ist da jemand anders zuständig; wir haben eine Produktleitung, die sich um alles kümmert sowie Booker, die sich um die Musik kümmern.

Danke für das nette Gespräch!


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