New im Musik-Business – JISKA im Campus Crew Interview

von am 15.12.2022

Jana Franziska Binder aka JISKA ist eine Stuttgarter Indie-Pop-Newcomerin. Kurz nachdem sie ihre Debüt-EP „Wild Blue Yonder“ veröffentlichte, spricht sie im Campus Crew Interview über ihre Musik und Träume.

von Anni

Campus Crew: Am 1. Juli 2022 kam deine erste EP raus. Wie aufgeregt warst du denn vor der Veröffentlichung?

Jiska: Voll. Tatsächlich habe ich noch nie so ein umfangreiches Projekt gestemmt und auch noch nie sowas gemacht, wo ich so stolz drauf war. Ich war echt aufgeregt, es war aber dann voll schön. Wir haben von Donnerstag auf Freitag mit vielen Menschen, die in das Projekt involviert waren, reingefeiert. Es waren Filmemacher*innen, die Produzent*innen und Leute, die Instrumente eingespielt haben, vor Ort. Es war dann gar kein Stress mehr, sondern nur noch ein „Ach geil, geschafft!“ und „Wie schön es geworden ist“ und so.

Du standest 2021 das erste Mal mit deinen eigenen Songs auf der Bühne. Was war das für dich für ein Gefühl?

Jiska: Es war super schön. Es war tatsächlich noch während der Pandemie, das heißt, es waren am Anfang nur Streaming-Konzerte und das war sehr weird. Tatsächlich war das erste Mal richtig live vor Menschen dann eine Supporttour von Betterov. Das hat sich dann richtig gut angefühlt. Das war so ne Clubtour in mega schönen, coolen Clubs mit mega netten und aufmerksamen Menschen. Und da hab ich dann gemerkt „Ok krass, ja, das ist es! Ich hab’s vermisst!“. Das war dann richtig, richtig schön.

Kam deine Musik bei den Leuten auch gut an?

Jiska: Ja, doch. Betterov macht ja schon rockigere Sachen, aber irgendwie hats trotzdem sehr, sehr harmoniert und Bock gemacht!

Du bist erst 23 Jahre jung. Wann stand denn für dich fest, dass du die Musik zu deinem Beruf machen möchtest?

Jiska: Es gab ein paar Momente, wo ich das hätte entscheiden können, zum Beispiel nach dem Abitur. Da ich aus einer Familie komme, bei der fast alle Berufsmusiker*innen sind, hatte ich einen wenig naiven Blick darauf und wusste, dass das ein krasser Job ist. Ich hab dann eine Ausbildung gemacht und jetzt dachte ich aber „Hey, was soll das? Du kannst dir immer Sorgen machen, aber es gibt keinen Job, bei dem du dich so wohlwühlst, bei dem du so Du sein kannst und bei dem alles passt. Mach das mal!“.

Wie waren denn dann die ersten Schritte? Wie hast du die ersten Kontakte geknüpft? Durch deine Familie oder ganz allein?

Jiska: Ich habe das Glück, dass ich einen super kreativen Freundeskreis habe. Also verschiedenste kreative Menschen – von Film über Foto über Produzenten. Leute, die einfach viel Musik machen. Das heißt, da war schon ganz viel da. Es waren einfach die Menschen, mit denen ich Donnerstag abends in der Lieblingsbar sitze und mit denen kann ich dann auch Samstag, Sonntag, Montag zusammenarbeiten. Das war voll schön. Und jetzt fängt es an, dass ich noch mehr Leute kennenlernen darf. Ob es jetzt Festivals sind, bei denen man sich connected oder aber auch an der Popakademie im Bandpool – da sind ganz viele Acts, aber auch viele Menschen, die einfach in der Musikwelt unterwegs sind und die dann wieder Menschen kennen.

Deine Songs thematisieren oft dieses Gefühl vom Noch-nicht-richtig-angekommen-sein und auch wenn du vielleicht noch in einer kleinen Findungsphase bist, weißt du denn schon ungefähr, in welche Richtung du in den nächsten Jahren möchtest?

Jiska: Ich finde es spannend, dass ich tatsächlich mit den Songs, die am Ende des EP-Prozesses entstanden sind, schon das Gefühl habe, dass ich mehr angekommen bin und dass sich das in den Songs auch spiegelt. „Wings“ ist zum Beispiel eigentlich ein Plädoyer für „Hey, ich bin cool mit mir selber. Ich brauche da niemanden!“. Ich bin gerade nicht auf der Suche, zum Beispiel nach einem Partner. Das kam im Prozess der EP immer mehr durch und da dachte ich, dass das Sinn macht, weil ich in der Zeit auch nach Stuttgart gezogen bin. Ich glaube, mit dem Reinziehen und Menschen um sich haben, die man total mag, wurden die Songs auch mehr zu einem Ankommen. Trotzdem habe ich Lust, auf vielen Festivalbühnen zu stehen, auf kleinen bzw. auch größeren Clubshows zu spielen. Es gibt schon so ein paar Festivalnamen, von denen ich träume, da mal spielen zu dürfen. Ein Traum wäre zum Beispiel auch, dass ich irgendwann vielleicht mal ein Streichquartett mit live nehmen kann.

Also du würdest auch gerne irgendwann in eine andere, schnellere und vielleicht auch rockigere Richtung gehen?

Jiska: Ich finde gerade tatsächlich, dass ich auch so ein bisschen in dem Sound angekommen bin. Ich finde, das klingt gerade total nach mir und es ist sehr organisch entstanden. Da möchte ich dann noch eine Weile zuhause bleiben, aber ich habe auch Bock, mich da so ein bisschen auszutesten.

Also bist du – Stand jetzt – quasi angekommen und komplett zufrieden mit dir und deinen Songs? Es ist alles perfekt?!

Jiska: Perfekt ist es nie. Aber es ist gerade schon der Stand, dass ich sage, dass es cool ist und es gerade zu mir passt. Irgendwie habe ich einen Weg gefunden, die meiste Zeit cool mit mir zu sein. Und wenn nicht, dann habe ich mittlerweile so ein paar Wege gefunden, wie ich das anstellen kann, wieder cool mit mir zu sein und mit mir selbst Freundschaft zu schließen.

Du bist ja sowohl Singer als auch Songwriter, wie lange dauert es denn in der Regel vom Moment der Songidee zum kompletten Song?

Jiska: Voll unterschiedlich. „Girl next door“ habe ich an einem Morgen geschrieben. Um acht Uhr habe ich mich hingesetzt und um zehn Uhr war der fertig. Manchmal kommen Songs einfach zu mir und dann kann man die schnell aufschreiben. Bei „Closer“ hats dafür länger gebraucht. Da hab ich meinen kleinen Bruder bei meinen Eltern besucht, er hat Gitarre gespielt und ich hab irgendwann aufgehorcht und meinte „Das ist mega schön, klingt mega geil. Willst du mir die Akkorde vielleicht schenken?“. Dann habe ich tatsächlich ein bisschen gebraucht. In Spanien ist es mir dann wieder eingefallen und dann habe ich ihn angefunkt und meinte, er soll mir mal die Akkorde schicken. Dann hat es dort quasi angefangen, dass ich jeden Morgen beim Gassi gehen angefangen habe, auf diese Akkorde zu singen. Am Ende vom Urlaub saß ich dann oft in einem Café und habe den Text zu Ende geschrieben. Ich schreibe meistens Songs zu Ende und dann schleppe ich die ins Studio.

Warst du während des Songwritings für die EP auch mal in einem Kreativitätsloch?

Jiska: Da bin ich sehr anfällig für. Das war einer der Gründe, wieso ich es so genossen habe, in Spanien zu schreiben, weil da konnte ich mal schauen, was ich eigentlich für Bedingungen brauche, um kreativ und effektiv zu arbeiten. Ich hab gemerkt, dass ich in Cafés voll gut schreiben kann. Da sitze ich dann eine Stunde mit nem Kaffee und nach der Stunde fängt es dann an, dass die Gedanken kommen. Ich habe auch gemerkt, dass ich gerne beim Spazieren schreibe.

Lässt du dich inspirieren, wenn du in einem Café sitzt und Menschen beobachtest?

Jiska: Manchmal schon. Manchmal sind es vielleicht auch gar nicht unbedingt die Menschen, sondern es ist das Setting. „Girl next door“ ist sehr plastisch. Das Setting meines Hinterhofs, wie ich da raus laufe und meine Nachbarin sehe, die Geräusche und wie warm es dort ist, landet dann im Song. Oder ich beobachte was, wie so ein Spiegel von mir und sehe, dass ich mich da wiedererkenne und schreibe über eigene Erfahrungen.

In einem Artikel stand, dass sich jetzt neben Bausa und RIN das nächste Talent aus Stuttgart in der Musikbranche eingliedert – gemeint bist natürlich du. Wie fühlt es sich an, jetzt schon in einem Satz mit recht großen Namen genannt zu werden?

Jiska: Ganz cool. Gerade Bausa und RIN waren so aus der Bietigheim-Zeit, da hab ich davor gewohnt. Das sind ja die typischen Namen. Dass es jetzt tatsächlich nicht direkt in meinem Umfeld passiert, also nicht direkt in dem Genre ist, in dem ich so unterwegs bin, ist voll ok. Letztens hab ich für Provinz eröffnet und später vor AnnenMayKantereit oder auch Kraftklub auf der Bühne gespielt – das ist dann schon krass. Das sind Sachen, die mich eher kicken.

Du hast gesagt, dass du gerne mal auf dem ein oder anderen Festival spielen würdest. Welches wäre denn dein Traumfestival, auf dem du gerne mal auftreten würdest?

Jiska: Wenn ich richtig Träumen würde, dann wäre es das Glastonbury Festival. Ich war da leider dieses Jahr nicht, weil ich keine Karten mehr bekommen habe, aber als ich das Line-Up gesehen habe, dachte ich „Krass, das ist einfach alles, was ich mega feiere!“. Generell feiere ich viel, was aus UK kommt. Das wäre ein Festival, wo ich mich sehr gerne einreihen würde.

Wenn du die Möglichkeit hättest, irgendeine berühmte Person zu treffen – egal ob tot oder lebendig – wer wäre es? Und wieso?

Jiska: Geile Frage! Ich hätte voll Bock mal mit Stevie Wonder in einer Session zu sitzen oder auch nur einen Kaffee zu trinken, weil ich den sehr cool finde und mich seine Musik, gerade das Album „Songs in the Key of Life“, mega inspiriert hat. Das lief ganz viel, als ich Kind war und das waren auch die ersten Songs, die ich gecovert habe. Ich glaub, da hätte ich Bock, ist auch ein richtig cooler Dude. Aber da gibt es noch ganz ganz viele geile Leute, die man bestimmt mal hätte treffen sollen, die mir jetzt nicht als Erstes eingefallen sind.

Wo siehst du dich denn in zwei, drei Jahren?

Jiska: Ich wäre gerne in zwei, drei Jahren auf meiner ersten oder zweiten, vielleicht auch der dritten Tour. Ich hätte dann gerne auch noch ein richtig geiles Album gemacht und Streicher mit auf Tour.

Vielen Dank für das Interview!

Bildnachweis: © Jonas Neugebauer


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