Nachdem wegen des aus dem nichts erschienenen Songs „Zukunft Pink“ im Oktober 2022 bereits spekuliert wurde, dass nun doch ein langersehntes zweites Album von Peter Fox erscheinen könnte, ist es nun sieben Monate später am 26.5.2023 tatsächlich da. Eine Review zu dem Album „Love Songs“.

von Fabian Conrad

New album, who dis?

Dass der Berliner Musiker Pierre Baigorry alias Peter Fox nach seinem 2008 erschienen Debüt Album „Stadtaffe“ ein weiteres Solo-Album rausbringt, erschien im Laufe der Jahre immer unwahrscheinlicher. Während er über Jahre hinweg weiterhin mit Seeed und hier und da ein paar Features weiterhin musikalisch aktiv war, blieb es bis zu oben genanntem Ereignis nämlich recht still um etwaige Soloprojekte.

Keine einzige Single veröffentlichte er in den letzten 15 Jahren, weshalb er mit „Zukunft Pink“ auch recht schnell Aufmerksamkeit auf sich zog und sowohl einige alte Fans abholte, aber auch neue Fans gewann. Als dann im Frühjahr 2023 drei weitere Singles folgten, konnte man sich schon sicherer sein, dass ein Album folgt, welches dann schließlich am 4. Mai 2023 mitsamt Cover und dem Titel „Love Songs“ offiziell angekündigt wurde.

„Meine Süßen, Future is now!”

Diese Line aus „Zukunft Pink“ beschreibt das Album und Peters neuen Style wohl am besten. Mit dem Album schwelgt Fox nicht in der Vergangenheit und versucht, eben nicht direkt an „Stadtaffe“ anzuknüpfen. Statt „Stadtaffe 2“ bekommen wir „Love Songs“, welches sich fast vollends vom orchestralen Sound des 2008er Albums abgrenzt. Statt eines auf Krawall gebürsteten Rappers Peter Fox bekommen wir einen Good Vibes Peter Fox mit Afrobeats flavored Instrumentals.

Auch Stadtaffe bietet Gute Laune en masse, ist dabei aber mit seiner Instrumentalisierung und seinem Tempo wesentlich präsenter und lauter. Währenddessen setzt „Love Songs“ eher auf eine lockere Stimmung, die mehr „laid-back“ ist. „Love Songs“ bietet eine Mischung aus Hip-Hop, Reggae, Drill, Afrobeat und dem gewohnten Dancehall-Sound. Dieser neue Peter Fox mag nicht alle abholen und erst recht nicht diejenigen, die nicht für eine andere Seite von ihm offen sind.

Für Hörer, die nach Stadtaffe nicht weiterhin auch Seeed verfolgt haben, mag dieser neue Peter Fox Sound sicherlich mehr als gewöhnungsbedürftig sein. Denn auch Seeed bietet ebenso nicht mehr ausschließlich den „Stadtaffe“-Sound, den man auch bei ihrem Album „Next“ halbwegs wiederfindet. Für den anpassungsfähigen Hörer ist das Album allerdings alles andere als eine Enttäuschung.

Von Illen Vibes und Sauerkraut

Dennoch sind bei der Produktion und dem Songwriting bekannte Gesichter dabei. Das ehemalige Seeed Mitglied DJ Illvibe kehrt zusammen mit Mon’k zurück. Während sie bei „Stadtaffe“ im Dreiergespann mit Peter Fox die Produktion übernahmen, sind sie diesmal als Produzententrio „The Krauts“ vertreten, bestehend aus David Conen (Mon’k), Vincent von Schlippenbach (DJ Illvibe) und Dirk Heinz Berger.

Was aber nicht zurückkehrt ist das Babelsberger Filmorchester. Stattdessen setzt man auf eine vorwiegend elektronische Instrumentalisierung. Peter Fox selbst beschrieb die Produktion in einem Instagram-Post wie folgt: „Ein Album voll mit Chören, Outdoor-Recordings und ohne Ende Percussion. Auch die guten alten Strings tauchen mal auf (…).“ Rein theoretisch wäre also der Old-School-Sound von 2008 möglich gewesen. Man hat sich aber bewusst dazu entschieden, eine völlig andere Richtung einzuschlagen – ob zum Besseren oder Schlechteren bleibt jedem selbst überlassen.

Guess who’s back, back again

Während Peter Fox in seinem ersten Album teils dystopische und negativ konnotierte Bilder mit seinen Liedern malt, setzt er bei seinem Comeback mit „Love Songs“ auf entspannte Feelgood-Musik. Durch clubtaugliche Klänge wie man sie auf „Zukunft Pink“ feat. Inèz und „Tuff Cookie“ zu hören bekommt, setzt er sich gewissermaßen die Mission, seine Hörer aus dem Loch herauszuholen, in das viele durch die Corona-Zeit gefallen sind. Lyrisch wird das am ehesten auf dem Track „Vergessen Wie“ deutlich, mit Lines wie „Wissen nicht mehr, wie es geht / aber die City lebt / Oh, es ist Friday-Night / Wo bist du? Sag Bescheid“.

Aber auch andere Töne, die eher zur Entspannung sowie Melancholie einladen, erklingen auf „Kein Regen in Dubai“, „Celebration“ feat. Benji Asare oder „Disney“. Gerade diese Tracks werden die „Hardcore Fans“ wohl eher langweilen, da sie weniger dem Genre Hip-Hop zugeordnet werden können. Es werden nämlich sowohl Musikliebhaber bedient, die auf langsame harmonische Songs stehen, als auch Fans von flotten und lauten Partyhymnen.

Wer beim Hören des Albums ständig nur Vergleiche mit „Stadtaffe“ oder den ersten Projekten von Seeed zieht, wird mit diesem Album nicht glücklich. Man bekommt zumindest mit Track Nr. 8, „Gegengift“, einen Klang, der an Seeeds 2019er Album „BAM BAM“ erinnert, welches auch schon eine etwas andere Richtung einschlug. Man könnte das Album fast als eine Ansammlung von Liedern ansehen, auf die eben er selbst gerade mal Bock hatte und die er selbst gerne hören würde. Er scheint mit seinem neuen Album zurückgekehrt zu sein, um seine Kreativität nochmal auszuschütten und neue Gefilde zu betreten.

Dieser neue an Afrobeat angelehnte Stil funktioniert sehr gut und macht definitiv Lust auf mehr. Welchen Peter Fox wir nach diesem Projekt wiedersehen, sei es solo oder mit „Seeed“, bleibt abzuwarten. Doch mit diesem Album hat sich Peter Fox zurecht neue Fans geangelt, die vielleicht eben nicht mit „Stadtaffe“ aufgewachsen sind und ihn nur mit diesem Sound verbinden.

Spielt den selben Song nochmal!

Peter Fox erfindet sich mit diesem Album neu und spielt nicht alles so wie bei „Stadtaffe“, nur um die Fans zu 100 % abzuholen. Stattdessen hat er sich mit talentierten Menschen umgeben, Spaß an Musik gehabt und einfach sein Ding gemacht. Besonders Benji Asare, der auf einigen Tracks sein Können für Melodien und Harmonie beweist, sollte man im Auge behalten, wenn man Lust auf R&B-mäßigen, harmonischen Gesang hat. Aber auch „The Krauts“ haben durch das ganze Album hindurch eine stimmige Produktion abgeliefert.

Es ist definitiv kein Album, das nach jahrelangen Studiosessions zusammengewürfelt wurde, sondern ist als eine Einheit gedacht. Allerdings hätten zwei Songs mehr dem Album sicher nicht geschadet, da es recht kompakt ist, wobei es durchaus klein, aber fein ist und daher keine eindeutigen Filler Tracks enthält.

Wer sich auf den neuen Peter Fox einlässt, wird seinen Spaß mit „Love Songs“ haben. Dennoch kann man die Stimmen nachvollziehen, die sagen, dass ihnen dies zu fremd ist. Die Essenz des Peter Fox von 2008 ist immer noch rauszuhören, wenn man sich nicht daran festbeißt, dass der Orchestersound verloren gegangen ist und einsieht, dass „Love Songs“ schlichtweg kein klassisches Hip-Hop Album ist.

Das Album ist zusammenfassend weder ein Downgrade noch ein Upgrade von „Stadtaffe“, sondern bildet seine eigene Einheit, die nicht nach 15 Jahren die alten Kamellen auskramt, sondern einen neuen Peter Fox erfolgreich etabliert.

Bewertung: 4,5/5

 

Persönliche Top 5

Platz 1: Celebration feat. Benji Asare

Platz 2: Kein Regen in Dubai

Platz 3: Tuff Cookie

Platz 4: Disney

Platz 5: Zukunft Pink


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