Das Leben und Sterben des Slim Shady – Eminem beerdigt sein Alter Ego
von Campus Crew Redaktion am 09.08.2024
von Jonas Weidemann
Eminem meldet sich mit seinem neuesten Konzeptalbum „The Death of Slim Shady“ eindrucksvoll zurück. In diesem Werk schlüpft er oft in die Rolle seines berüchtigten Alter Egos Slim Shady und bietet dabei eine tiefgründige und kontroverse Reise durch seine Karriere, seine Dämonen und seinem Vermächtnis.
Das Album beginnt mit „Renaissance“, einem kurzen, kraftvollen Track, in dem Eminem seinen Unmut über Kritiker äußert, die seine Musik nicht zu schätzen wissen. Die aggressiven Lyrics zeigen einen Künstler, der trotz jahrzehntelanger Präsenz im Rap-Game nichts von seiner Wut und Energie verloren hat. In „Habits“ setzt sich Eminem mit seiner Vergangenheit als Tablettenabhängiger auseinander und thematisiert die Political Correctness, die seine Texte oft ins Visier nimmt. Die bissige Ironie und die gezielten Stiche gegen seine Kritiker machen diesen Track besonders scharf und nachdenklich.
Mit „Trouble“ kehrt Slim Shady auf die Bildfläche zurück, übernimmt die Kontrolle und zeigt, dass er und Eminem untrennbar miteinander verbunden sind. Dieser Song verdeutlicht die innere Zerrissenheit und die Notwendigkeit, seine dunkle Seite zu akzeptieren, um voranzukommen. „Brand New Dance“ dagegen ist ein Partysong, der trotz seiner treibenden Musik durch seine makabren Anspielungen auf den ehemaligen Superman-Schauspieler Christopher Reeve schockiert und gleichzeitig fasziniert.
„Evil“ und „Lucifer“ vertiefen das Bild von Eminems dunklem Alter Ego. Hier wird Slim Shady als eine verdorbene, hemmungslose Figur dargestellt, die sich über alles und jeden lustig macht und keine Grenzen kennt. Die Referenzen zu seiner problematischen Beziehung zu seinen Eltern und seine schockierenden Aussagen zeigen, wie tief Eminem in seine eigene Psyche eintaucht, um diese Geschichten zu erzählen. Auf „Antichrist“ setzt Eminem die teuflische Thematik fort und schießt gegen die Woke-Kultur, die ihn als Antichristen darstellt. Mit provokanten Zeilen und prominenten Erwähnungen, wie Kanye West und Jeffrey Epstein, bleibt dieser Track besonders im Gedächtnis.
Ein Highlight des Albums ist „Fuel“, ein düsterer Gangsta-Rap-Track, bei dem JID und Eminem über Gewalt, Sex und Drogen rappen. Eminem nutzt den Song, um Themen wie Schusswaffengewalt und die Morde an Tupac Shakur und The Notorious B.I.G. anzusprechen. „Road Rage“ mit Dem Jointz und Sly Pyper und „Houdini“ bringen den typischen Eminem-Humor zurück, mit bissigen und ironischen Bemerkungen über Transgender und Fatshaming, sowie Rückblicke auf seine Karriere und persönliche Anekdoten. Einige Teile von Houdini erinnern an Eminems Hit „Without Me“.
Der Skit „Breaking News“ und der Song „Guilty Conscience 2“ setzen den internen Kampf zwischen Eminem und Slim Shady fort. Diese Tracks zeigen eine intensive Auseinandersetzung mit seinem Alter Ego und beleuchten die Spannungen, die durch die Jahre entstanden sind. Die Kollaboration „Head Honcho“ mit Ez Mil und „Temporary“ mit Skylar Grey sind tiefgründige Tracks, die Eminems Ängste und seine Liebe zu seinen Kindern thematisieren. Besonders „Temporary“ sticht als emotionaler Höhepunkt hervor und zeigt einen verletzlichen Künstler, der sich mit seiner eigenen Sterblichkeit auseinandersetzt. Innerhalb dieses Tracks werden einige Audiospuren von Eminem und seinen Kindern eingespielt.
„Bad One“ mit White Gold und „Tobey“ mit Big Sean und BabyTron sind Hommagen an Eminems Rap-Fähigkeiten und sein Vermächtnis. Mit selbstbewussten Texten und Referenzen an seine Rap-Rivalen und seine Erfolge unterstreicht Eminem, warum er als einer der besten Rapper aller Zeiten gilt. Der letzte Song „Somebody Save Me“ mit Jelly Roll zeichnet ein düsteres Bild eines alternativen Lebens, in dem er seine Medikamentensucht nicht überwunden hat und dadurch wichtige Momente im Leben seiner Kinder verpasst hat. Diese introspektive und schmerzvolle Darstellung verleiht dem Album einen tragischen Abschluss.
Die Bonussongs „Kyrie & Luka“ und „Like My Shit“ runden das Album ab. Eminem und 2 Chainz liefern in Ersterem kraftvolle Wortspiele und Vergleiche. So vergleichen sich die beiden Künstler unter anderem mit den Basketballern Kyrie Irving und Luka Dončić. Im zweiten Song schießt Eminem erneut gegen seine Kritiker und seinen verstorbenen Vater.
„The Death of Slim Shady“ ist ein vielschichtiges Album, das die verschiedenen Facetten von Eminem und seinem Alter Ego eindrucksvoll darstellt. Mit tiefgründigen Texten, provokanten Themen und seiner unnachahmlichen Rap-Technik beweist Eminem einmal mehr, dass er ein Meister seines Fachs ist und seinen Platz im Rap-Olymp verdient. Ruhe in Frieden Slim Shady.