Der „brat girl summer“ ist vorbei, kommt jetzt auch der „brat girl autumn“?
von Campus Crew Redaktion am 25.10.2024
von Lea Gärtner
Mit ihrem 6. Studioalbum „brat“ läutete Charlie XCX den „brat girl summer“ ein und lieferte
DJs eine ganze Reihe an Songs, die zu neuen Club Klassikern werden könnten. „brat“ ist
auffällig, konfrontativ und passt so gar nicht in die bis dahin so gefeierte „Cleangirl aesthetic“.
Charlie XCX zeigte diesen Sommer allen, die nicht in diese aesthetic passten, dass es völlig in
Ordnung ist „brat“, also eine Göre, zu sein.
Online etablierte sich schnell der Begriff des „brat girl summer“ der mehr ein Lebensgefühl
als tatsächliche Handlungen beschreibt und der schwer zu erklären ist, vor allem, wenn das
Gegenüber nicht Teil der Gen-Z ist.
Das Internet wird Neongrün
Wegen neongrünen Kacheln mit verpixelter Schrift (angelehnt an das Albumcover) und
viralen TikTok Momenten kam man diesen Sommer unmöglich um „brat“ herum. Spätestens
als Charlie XCX Kamala Harris als „brat“ beschrieb und Harris‘ Marketingteam daraufhin ihr
Twitter Profilbild an die Album Ästhetik anpasste, war klar, dass „brat“ die Welt erobert hat.
Augenscheinlich bekam Charlie XCX nicht genug vom „brat girl summer“, denn sie
veröffentlichte am 11.10.24 das feature Album „brat and it’s completly different but also still
brat“.
Die Liste der Features erinnert (mit ein paar Ausnahmen) mehr an ein Festival-Lineup von
2014, als an 2024. Honorable Mentions sind „The 1975“, welche zu ersten Mal seit zwei
Jahren wieder Teil neuer Musik sind, Lorde, Troye Sivan, Kesha und Billie Eillish. Insgesamt
befinden sich auf dem Album 18 Features.
Charlie hält, was sie verspricht
Egal was man von feature Alben hält, Charlie hat gehalten, was sie schon in dem Titel
versprochen hat.
Man bekommt „brat“ aber irgendwie auch nicht. Beim Hören des Albums darf man nicht
erwarten den Song bereits zu kennen, denn dass es neue oder veränderte Lyrics zu
bekanntem Sound gibt, ist keine Seltenheit.
Das ist der Fall bei dem ersten Song des Albums „360 feat. Robyn & young lean“. Zu Beginn
klingt der Song genauso wie erwartet, doch dann startet Charlie in anderer Tonlage und mit
anderen Lyrics und spätestens da wird einem beim Hören klar, dass man sich nie sicher sein
kann, ob man das, was als nächstes kommt bereits kennt.
Genauso geht es auch weiter mit „I might say something stupid feat. The 1975, Jon Hopkins“,
was von einem ruhigen Song mit einer Menge Autotune auf dem original Album zu einer
Klavierballade im bekannten „The 1975“ Sound wird und Charlie eher eine begleitende Rolle
spielt.
„Von dutch feat. Addisson Raye, A.G Cook” zeigt einmal mehr, dass nicht nur „brat“, sondern
auch das Remix Album gemacht ist für den Club. Tiefer Bass, Synthsounds und die Lyrics
versetzen einen beim Hören sofort in einen Techno Club mit Sonnenbrille und Lasershow.
Hört man „Apple feat. The Japanese House” und wartet darauf den iconic TikTok Tanz zu
machen, dann wird man enttäuscht. Der Remix lässt einen nur vermuten, wie sich das
Original anhören könnte, was nicht dafür spricht, dass die neue Version schlechter ist,
sondern viel mehr zeigt, wie kreativ und vielschichtig Charlie XCX ist. Das Talent, bereits
bekannte Song nochmal neu zu erfinden, neuer Sound, neue Lyrics oder sogar beides zu
verändern spricht eindeutig für Charlie als Künstlerin.
Fazit:
Wie bereits erwähnt bekommt man von ihr genau das, was sie im Titel angekündigt hat.
Schon mit „brat“ hat Charlie XCX einerseits wieder zu ihren Wurzeln in der Londoner Rave-
Szene zurückgefunden und hebt sich andererseits auch kreativ und musikalisch auf ein ganz
neues Level.
Mit dem Remix Album zeigt sie nun einmal mehr ihre Klasse. Die Features verleihen „brat
and it’s completly different but also still brat“ noch mehr Tiefe und Vielschichtigkeit als dem
Originalalbum. Neben Songs und Beats, die hoffentlich schnell ihren Weg auf die Playlist
eines jeden DJ gefunden haben, schlägt Charlie auch hier ruhige, fast schon melancholische
Töne an.
Ob Charlie XCX damit nun auch den „brat girl autumn“ einläutet ist zu bezweifeln, dafür ist das
gesamte Album doch zu neongrün, knallig und tanzbar, was wenig zu Pumpkin Spiced Latte,
Duftkerzen und Filmabenden passt. Im Herbst und Winter darf es gern wieder eine Portion
mehr „Cleangirl“ sein, denn sicher ist, dass im nächsten Sommer dank Charlie XCX alle
wissen, dass es völlig okay ist wieder ein bisschen „brat“ zu sein.