The Tortured Poets Department – Ist Taylor Swift eine „gequälte Dichterin“?

von am 09.05.2024

Taylor Swift veröffentlichte am 19. April 2024 ihr elftes Studioalbum „The Tortured Poets Department“, produziert von Jack Antonoff, Aaron Dessner und ihr selbst. Mit dem Synthiepop-Rock-Album, das in voller Länge 31 Songs umfasst, will die 34-Jährige mit der Öffentlichkeit abrechnen. Mit dabei: Eine Handvoll Überraschungseffekte und Neuerungen.

von Anna-Maria Mugler

Dass Taylor Swift die Öffentlichkeit mit ihrem künstlerischen Schaffen nachhaltig beeinflusst, ist spätestens seit ihrer Ernennung zur Person of the Year 2023 durch das US-amerikanische Nachrichtenmagazin Time kein Geheimnis mehr. Mit Songs wie „Shake It Off“ und „Cruel Summer“ sang sich die Künstlerin über drei Jahrzehnte hinweg immer wieder an die Spitze der Charts und mit einer Mischung aus feministischer Schärfe und leiderfüllter Liebe in die Herzen der Fans. Auch in „The Tortured Poets Department“ hält sie treu an ihren herzzerreißenden und unvergleichlichen Texten fest. Wer in ihrem neuesten Album jedoch nach gleichermaßen verspielten Melodien wie des melancholischen Erfolgs „All Too Well“ oder des aufgeweckten „You Belong With Me“ aus dem Album „Fearless“ sucht, dürfte auf Enttäuschung stoßen.

Zwei Alben auf einmal und viel Fiktion

Das neue Album setzt sich in vielerlei Hinsicht von den bisherigen ab und sorgt somit für einige Überraschungen. Diejenigen, die direkt um Mitternacht ein erstes Mal die frisch veröffentlichten Songs hören wollten, haben wohl 16 Lieder in ihrer Playlist vorgefunden. Gute zwei Stunden nach dem ersten Release die Verwunderung: auf einmal ist das Album um 15 Songs reicher, inklusive der Bonustracks „The Manuscript“, „The Bolter“, „The Albatross“ und „The Black Dog“. Aus „The Tortured Poets Department“ ist kurzerhand ein Doppelalbum mit der Zusatzbemerkung „The Anthology“ geworden. Aber auch inhaltlich bringt Swifts Veröffentlichung so einige Neuerungen mit sich: Handelten die Texte der Sängerin zuvor größtenteils von deren persönlichen Beziehungen und Bekanntschaften, wirken einige Songs in ihrem neuen Album fiktiv, wie „Fortnight“, in dem sie die Geschichte einer Frau erzählt, die in ihren verheirateten Nachbarn verliebt ist. Dennoch weisen auch diese immer wieder autobiografische Elemente auf, so etwa Taylors Erfahrungen unerfüllter Liebe.

Tiefgründige Texte, schwammige Melodien

Dass Taylor Swift in „TTPD“, wie das Album in Fankreisen gerne abgekürzt wird, unter anderem das Beziehungsende mit ihrem Ex-Freund Joe Alwyn verarbeitet und mit der Öffentlichkeit abrechnet, die sie regelmäßig damit konfrontiert, zeigen die Lyrics nur zu deutlich. Textpassagen wie „You caged me and then you called me crazy/ I am what I am ´cause you trained me“ aus „Who´s Afraid of Little Old Me?“ gehen genauso unter die Haut wie der Song „So Long, London“, der explizit von Alwyn handelt. Auch der Track „I Can Do It With a Broken Heart“ thematisiert an Stellen wie „Breaking down I hit the floor/All the pieces of me shattered as the crowd was chanting, „More!““, dass Swifts psychische Gesundheit nicht so stabil ist, wie angegeben. In den ersten Monaten der Eras Tour habe sie performen müssen, während es ihr sehr schlecht ging, sodass ihr immer wieder live auf der Bühne Tränen in die Augen geschossen seien. Anstatt jedoch 31 Songs auf einmal zu releasen, hätte Swift mehr Wert auf die Qualität ihrer Melodien legen müssen. Viele der Tracks lassen sich musikalisch kaum voneinander unterscheiden. Der Beat klingt unförmig und schleppend, was es schwierig macht, „TTPD“ mehr als fünf Minuten zu folgen. Die Balladen, die Mitgefühl und Bestürzung wecken sollen, klingen nach 31 Songs nur noch nach einem zweistündigen Schlaflied und schaffen es nicht, die Emotionen aus dem perfekt konzipierten Liedtext zu wecken.

„TTPD“: Ein Fazit

Ob „TTPD“ nun ein Ausdruck der steigenden Lieblosigkeit ist, die Taylor in ihre Musik steckt, oder doch nur ein künstlerisches Werk, das absolut realistisch den Schmerz der Sängerin widerspiegelt, ist für niemanden außer Swift selbst nachvollziehbar. Wer jedoch mit den Alben „Fearless“, „Red“ oder „Speak Now“ vertraut ist, weiß, dass auch ein „Leidenswerk“ um Welten besser produziert werden kann.

Hier das Sterne-Rating in Kürze:

Text: 5/5 Sterne

Melodie: 2/5 Sterne

Beat: 1/5 Sterne

Versteckte Symbolik: 4/5 Sterne

Gesamt: 3/5 Sterne


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