Christoph Daum – Ein Leben wie der Fußball

von am 25.08.2024

von Jonas Weidemann

Christoph Daum ist tot. Er sei in Köln „friedlich im Kreise seiner Familie verstorben“. Der Stuttgarter Meistertrainer aus dem Jahr 1992 wurde 70 Jahre alt. Geboren am 24. Oktober 1953 in Zwickau, wurde Daum vor allem durch seine charismatische und unkonventionelle Art bekannt. Sein Leben war von Erfolgen, aber auch von Rückschlägen geprägt. Er kämpfte seit Herbst 2022 gegen Lungenkrebs und verlor diesen Kampf am vergangenen Samstag. Bis zuletzt gab sich Daum voller Kampfgeist. So betonte er, dass sich der Krebs den falschen Körper ausgesucht habe.

Für diesen Kampfgeist war er in ganz Fußballdeutschland bekannt, gefeiert aber auch gefürchtet. Bis heute legendär ist seine Auseinandersetzung mit Uli Hoeneß im aktuellen Sportstudio. Ihm wäre es fast gelungen, die damals übermächtig scheinenden Bayern mit dem 1. FC Köln zu schlagen.1992 war es schließlich so weit und Daum gewann mit dem VfB Stuttgart seine erste und einzige Deutsche Meisterschaft. Allerdings währte die Freude darüber nicht lange, denn aufgrund eines Wechselfehlers in der Champions League-Qualifikation verspielten die Schwaben die Teilnahme an der Königsklasse.

Die Auseinandersetzung im aktuellen Sportstudio sollte nicht die Einzige mit Uli Hoeneß bleiben. So äußerte sich Hoeneß in einem Interview mit der Abendzeitung folgendermaßen: „Der DFB kann doch keine Aktion „Keine Macht den Drogen“ starten und Herr Daum hat vielleicht damit etwas zu tun“. Als designierter Bundestrainer beteuerte Daum mehrfach seine Unschuld. Unter dem wachsenden Druck der Öffentlichkeit gab der Noch-Trainer von Bayer 04 Leverkusen eine Haaranalyse ab. „Ich tue das, weil ich ein absolut reines Gewissen hab“, erklärte er auf einer eigens dafür einberufenen Pressekonferenz. Das Ergebnis der Probe war positiv. Er verlor seinen Posten bei Leverkusen und der DFB löste den vorab geschlossenen Vertrag auf. Nach zwei Monaten in Florida hielt Christoph Daum erneut eine Pressekonferenz ab und gab den Konsum von Kokain zu.

Dieses Ereignis war ein Tiefpunkt in seinem Leben, aber auch ein Wendepunkt. Danach feierte er noch Meisterschaften in Österreich und der Türkei und stieg mit dem 1. FC Köln in die Bundesliga auf. Außerdem etablierte er sich, aller Widrigkeiten zum Trotz, als angesehener Fußballexperte. Zeit seines Lebens engagierte sich Daum für die verschiedensten sozialen Projekte. So war er unter anderem Assistenztrainer bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 der Menschen mit Behinderung in Deutschland.

Christoph Daum hinterlässt eine Lücke in der Fußballwelt. Er war ein Mann, der Menschen mitreißen konnte, der Fans begeisterte und der dem Fußball in Deutschland ein Gesicht gegeben hat. Sein Lebensweg ist ein Spiegelbild des Sports selbst: voller Höhen und Tiefen, von Leidenschaft und Kämpfen geprägt.



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