Tabubrüche mit Maske und Melodien: Tyler, The Creator offenbart sich auf „CHROMAKOPIA“

von am 29.10.2024

Das Warten hat sich gelohnt

Drei Jahre sind vergangen, seit Tyler, The Creator sein letztes Album veröffentlicht hat. Nun ist es endlich soweit. Sein neues Album „CHROMAKOPIA“ mit 14 Tracks ist am 28.10.2024 erschienen und unterstreicht einmal mehr seine einzigartige Persönlichkeit und seinen unverwechselbaren Sound – jedes Element selbst produziert und durchdacht.

von Kimberly Carusotto

Wiedererkennbare Kreativität

Auch in diesem Album spielt Tyler, The Creator mit Genres und Stilelementen und schafft genreübergreifende, dynamische Mischungen. Geprägt wird das Album von eingespielten Intros und Outros, die persönliche Bezüge verdeutlichen, sowie von kreativen Stimmexperimenten, verschiedenen Stimmlagen, Ad-libs und abstrakten Melodien, die seinen einzigartigen Sound widerspiegeln.

Tyler erschafft hier ein neues Alter Ego – keine Überraschung für seine Fans.

Die schwarze Kunststoffmaske auf dem Cover verstärkt den Stil des Albums und ist auch in den Musikvideos zu den Songs zu sehen.

53 Minuten Einzigartigkeit / Tracklist

Die folgenden Lieder stechen besonders hervor und sind durch Emotionen und das „Erwachsenwerden“ sowie spielerische Melodien geprägt.

Tyler, The Creator erzählt auf seine ganz eigene Weise, was ihn beschäftigt – mal in direkten, mal in subtileren Textzeilen. Themen wie das Erwachsenwerden, die Herausforderungen dabei und die Auseinandersetzung mit Ängsten und Fehltritten durchziehen das Album. Besonders „Noid“ hat viel Aufmerksamkeit auf Social Media bekommen; der Track behandelt Paranoia und Unsicherheit, eine Situation, in die sich viele seiner ZuhörerInnen hineinfühlen können. Songs wie „Darling, I“ und „Judge Judy“ spiegeln eine Realität, die viele junge Menschen teilen: Experimentieren, sich nicht binden wollen und akzeptieren, dass Menschen in verschiedenen Phasen unterschiedliche Rollen im Leben einnehmen.

Tyler zeigt zudem eine Realität, die im Rap oft negativ dargestellt wird – dass Frauen ebenfalls wechselnde Partner und Spaß haben können, ohne verurteilt zu werden. Diese Botschaft, an Männer und Frauen gleichermaßen gerichtet, zieht sich durch das gesamte Album. Tyler, der sich in vielen seiner Songs einfach „T“ nennt, thematisiert hier gesellschaftliche Gleichstellung und setzt ein Zeichen. Offener als je zuvor geht er mit seinem Coming-out als bisexuell um und spricht dies in seinen Songs an – ein starkes Statement in der Hip-Hop- und Rap-Szene, die hier noch oft verschlossen ist.

In „Hey Jane“ wird es tiefgründig: Ein erzählender Sprechgesang beschreibt eine Unterhaltung zwischen „T“ und „Jane“ über eine ungewollte Schwangerschaft und die damit verbundenen Ängste. Tyler macht seine Unterstützung für „Jane“ deutlich, unabhängig von ihrer Entscheidung, und zeigt, wie er mit der Unsicherheit des Erwachsenwerdens umgeht. „Thought I Was Dead“ klingt aggressiver und thematisiert, dass er versucht wurde zu unterdrücken und „gecancelt“ zu werden – doch er bleibt standhaft und folgt seiner Leidenschaft, egal was andere sagen.

Mit „Take Your Mask Off“ kritisiert Tyler die Oberflächlichkeit, die er bei Menschen sieht. Der Song fordert dazu auf, das wahre Ich zu zeigen, und im Refrain drückt er die Hoffnung aus, dass jeder seine „Maske“ ablegen kann. Tyler legt in seiner Musik und in Interviews immer wieder Wert auf Individualität, und auch dieser Track richtet sich an Menschen unterschiedlichster sozialer Gruppen und Geschlechter.

Im letzten Track „I Hope You Find Your Way Home“ bringt er die Themen des Albums zusammen. Die emotionale Stimmung erinnert an einen Tagebucheintrag: Er spricht von persönlichen Ängsten, verarbeitet die Tatsache, dass er beinahe Vater geworden wäre, und beschreibt den Frust, dass seine harte Arbeit oft nicht gewürdigt wird. Als Designer und Mode-Ikone für viele Menschen bringt er seine Frustration im Song auf den Punkt: Er wird nicht zur Met Gala eingeladen, ist jedoch auf jedem Moodboard.

Ein einzigartiger Künstler im Fokus

Tyler, The Creator zeigt mit „CHROMAKOPIA“ erneut seine unverwechselbare Individualität und beweist, warum er als einer der innovativsten Künstler seiner Generation gilt. Das Album offenbart einen tiefen Einblick in seine Gedankenwelt und spricht Themen an, die weit über klassische Rap-Inhalte hinausgehen. Seine ehrliche und ungefilterte Thematisierung von Emotionen und inneren Konflikten – verpackt in abstrakte, kunstvolle Melodien – bringt eine Authentizität hervor, die in der heutigen Musikwelt selten ist.

Es ist genau diese Kombination aus tiefgründigen Texten und klanglicher Experimentierfreude, die Tyler von der breiten Masse abhebt und seine Fans weltweit begeistert. Er schafft es, Tabus und persönliche Ängste offen zu thematisieren und gleichzeitig eine musikalische Atmosphäre zu kreieren, die unerwartet und eindrucksvoll ist. Tyler spielt nicht nur mit verschiedenen Genres, sondern auch mit musikalischen Grenzen und gesellschaftlichen Normen – und das auf eine Weise, die ihn zu einem unverwechselbaren Künstler macht und seine Musik so besonders und einzigartig erscheinen lässt.


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