Was das Herz begehrt: Aurora released ihr viertes Album

von am 30.07.2024

von Anna Fleckenstein

„What happened to the heart?“ Diese bedeutungsschwere Frage stellt Aurora in ihrem vierten Album, veröffentlicht am 7. Juni 2024, sich selbst, aber auch der Gesellschaft. Was ist mit dem Herzen passiert? Ein Rätsel, das sie in einem ganz persönlichen Prozess im Laufe von 16 Tracks versucht zu lösen.

Inspiration

Die Inspiration für das Album gab ein von indigenen Aktivisten co-verfasster Brief, genannt „We are the earth“. Er ist ein Aufruf an die Menschheit die Erde zu schützen und „to heal the land“. Darin beschreiben die Verfasser, sie seien mit dem Land „through our hearts“ verbunden. Davon inspiriert, thematisiert Aurora in ihrem neuesten Album, dass der westlichen Kultur das Handeln aus dem Herzen heraus, abhanden gekommen ist. Wie auch in früheren Alben spielen Elemente wie Natur, Liebe, Spiritualität und menschliche Erfahrungen eine große Rolle. Trotzdem schlägt die Künstlerin nun eine völlig neue Richtung ein: Sie offenbart eine Reise von Schwäche zu Stärke, von Selbstzerstörung zu Heilung. Auch auf musikalischer Ebene gibt es Unterschiede: Zwar bleiben die Songs weitestgehend im breiten Genre des Pop, aber die Songwriterin bedient sich Elementen des Folk, Disco und Techno. Dafür arbeitet sie mit Künstlern wie Ane Brun, Matias Tellez, Tom Rowlands oder Chris Greatti zusammen. Das Album ist circa 60 Minuten lang und wurde durch die Labels Decca, Glassnote und Petroleum Records released.

Starke Stimme

Die Norwegerin hat circa 13 Millionen monatliche Hörer:innen und ist unter anderem bekannt durch Songs wie „Runaway“ und „Running With The Wolves“ oder als „die Stimme“ aus Disney‘s Frozen II. In ihren Songs thematisiert die 28-Jährige immer wieder soziale Aspekte wie Gleichberechtigung, mentale Gesundheit und den Klimawandel, wobei die Lyrics meist sehr komplex sind. Wenn man Aurora zum ersten Mal hört, bleibt wohl ihre Stimme am stärksten in Erinnerung, denn mit ihrem breiten Stimmumfang erzeugt sie nicht nur die Hauptstimme ihrer Songs, sondern baut zusätzlich gesangliche Elemente ein, die die Sängerin kennzeichnen. Gerade in „The Conflict Of The Mind“, einer ihrer 16 neuen Songs, zeigt die Sängerin, dass man mit starken Vocals viel erreichen kann, denn trotz minimalistischer instrumenteller Begleitung, prägt den Song Vielschichtigkeit.

Vorwurf: Herzlosigkeit

Aurora kritisiert in ihrem neuen Album, dass die moderne westliche Gesellschaft nur noch nach Logik und nicht mehr mit dem Herzen handelt. Besonders in den Lyrics von „Starvation“ und „Do You Feel?“ wird dies sichtbar, wenn sie singt: „… we hunger for love“ und „Never give up on love“. Mit „We’re good people and we deserve peace“ in „Some Type Of Skin“ macht sie auf die Opfer von aktuellen Kriegen und Konflikten aufmerksam. Sie erklärt in einem Interview mit NME, dass Menschen, wegen der Reizüberflutung durch Social Media nicht mehr aufmerksam genug seien und keine Empathie mehr zeigen könnten. Diese Gleichgültigkeit beschreibt sie als „the biggest enemy to progress“.

Der Schein trügt…

Die ersten Songs lassen darauf schließen, dass „What Happened To The Heart?“ ein Album zum Tanzen und Wohlfühlen ist. Vor allem bei „To Be Alright“, Auroras viertmeistgehörter Song auf Spotify, machen die fröhlichen Pop-Elemente einfach gute Laune. Das Album scheint allerdings im Verlauf immer weiter ins Negative zu spiralisieren, nicht nur durch die Texte, die sich immer stärker mit düsteren Gedanken, Verletzlichkeit und einer Welt voller Probleme auseinandersetzen, sondern auch durch düster und tiefer werdende Klänge. Ein Paradebeispiel dafür ist „My Body Is Not Mine“, denn der Song enthält starke Techno-Elemente  wohl nicht zuletzt durch die Zusammenarbeit mit Tom Rowlands von The Chemical Brothers.

Doch nicht so schlimm?

„Invisible Wounds“ ist der „krönende Abschluss“ des Albums und eine Art Eingebung. Der Song steht im direkten Kontrast zu den immer schlimmer werdenden Gedanken und Gefühlen, die Aurora im Album thematisiert. Der ruhige Track beschreibt letztendlich, dass man seine inneren Wunden heilen und mit sich selbst ins Reine kommen kann, auch, wenn nicht alles perfekt ist.

Fazit

„What Happened To The Heart?“ ist eine Hommage an die Menschlichkeit und ruft dazu auf, mit dem Herzen zu handeln, wodurch es den wohl beabsichtigten tiefen Eindruck hinterlässt. Jedoch nicht nur auf textueller Ebene überzeugt Auroras viertes Album, sondern auch musikalisch: Die starke Variation zwischen sanften Tracks, in denen fast ausschließlich ihre Stimme den gewünschten Klang erzeugt und Liedern mit dunklen Techno-Beats macht es zum bisher besten Album der Künstlerin.


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