Kendrick Lamar: Half-Time-Show als Bühne für politische Kritik
von Campus Crew Redaktion am 19.02.2025
In der Nacht vom 9. auf den 10. Februar wurde die Bühne des Super Bowl LIX nicht nur zum Schauplatz einer spektakulären Half-Time-Show, sondern auch zu einer Plattform für eine politische Botschaft. Rapper Kendrick Lamar sorgte mit seiner Performance im Caesars Superdome in New Orleans für Aufsehen und entfachte weltweite Diskussionen. Während Millionen von Zuschauern vor den Bildschirmen mitfieberten – in den vergangenen Jahren verfolgten stets über 100 Millionen Menschen das Event in den USA – war schnell klar: Dies war mehr als nur Unterhaltung.
Rap, oft in seiner politischen Bedeutung unterschätzt, diente hier als Sprachrohr für soziale und politische Kritik. Durch Symbolik, Choreografie und Bühnenbild spiegelte Lamar die tiefen gesellschaftlichen Spannungen und die politische Spaltung der USA wider – ein besonders wichtiges Thema in Zeiten der Präsidentschaftswahlen, bei denen Trump die Wahl gewann.
Kendrick Lamar nutzt Super-Bowl-Bühne für politisches Statement
Ein musikalischer Protest mit tiefer Symbolik
Kendrick Lamars Half-Time-Show beim Super Bowl war weit mehr als ein musikalisches Spektakel – sie war eine politische Kunstlektion. Mit vielschichtigen Metaphern und seiner bekannten Doppelbödigkeit setzte der Rapper eine klare Botschaft: „Die Regierung spielt mit uns – doch das Spiel ist vorbei.“ Seine Performance war nicht nur musikalisch eindrucksvoll, sondern auch ein durchdachtes Statement gegen gesellschaftliche Missstände und politische Manipulation.
Uncle Sam als Schlüsselrolle in der Inszenierung
Eine zentrale Figur der Show war Hollywood-Star Samuel L. Jackson, der in der Rolle von Uncle Sam auftrat – einer nationalen Allegorie der USA. Während Uncle Sam in den Vereinigten Staaten oft als Symbol für das nationale Gewissen gilt, wird er international häufig als Zeichen für Überheblichkeit und Imperialismus kritisiert. Besonders kontrovers war die Darstellung von Uncle Sam als schwarzer Mann, ein bewusster Bruch mit der traditionellen Darstellung.
Jackson eröffnete die Show mit den Worten: „Welcome to the great American game“ und kritisierte Lamars Musik als „too loud, too wild, too… Ghetto“. Damit wurde nicht nur Hip-Hop als Teil der schwarzen Kultur angegriffen, sondern auch dessen politische Relevanz unterschätzt. Seine provokante Frage an Lamar: „Mr. Lamar, wissen Sie wirklich, wie man das Spiel spielt?“
Kritik an Konzernen und Kontrolle
Die Bühne war in vier geometrische Formen unterteilt – ein Kreis, ein Quadrat, ein Dreieck und ein Kreuz – die an die Knöpfe eines PlayStation-Controllers erinnerten. Diese Darstellung könnte eine Anspielung auf Sony sein, die Muttergesellschaft von Drakes Label. Inmitten der anhaltenden Fehde zwischen Kendrick Lamar und Drake scheint Lamar mit dem Satz „You know they love to sue“ gezielt auf die Praktiken großer Konzerne hinzuweisen.
Doch die Symbolik geht noch weiter: Das auf der Tribüne projizierte Lichtzeichen „Game Over“ kann als Kritik an der Manipulation durch das System verstanden werden. Kendrick Lamar scheint hier eine klare Botschaft zu senden: Das System hat lange genug die Regeln bestimmt – jetzt ist es an der Zeit, dass das Volk mitspielt.
Uncle Sam beschuldigt Lamar des „Cheatens“, doch dieser stellt klar: Er spielt jetzt mit – und er beendet das Spiel. Eine kraftvolle Metapher dafür, dass unterdrückte Stimmen nun Gehör finden und nicht länger von einer kleinen Elite übergangen werden.
Farben und Choreografie als Spiegel gesellschaftlicher Spannungen
In Kendrick Lamars Super-Bowl-Half-Time-Show war die Farbwahl ein kraftvolles Symbol gesellschaftlicher Spannungen. Die Tänzer in Rot, Blau und Weiß spiegelten nicht nur die US-Flagge wider, sondern auch die Farben der beiden größten amerikanischen Gang-Kulturen – Crips (Blau) und Bloods (Rot). Diese Wahl verknüpfte die Spaltung durch Gang-Gewalt mit der politischen Kluft zwischen Demokraten (Blau) und Republikanern (Rot). Die weiße Kleidung konnte als Symbol für Einigkeit oder Waffenstillstand verstanden werden, was einen Hoffnungsschimmer auf Versöhnung inmitten der gesellschaftlichen und politischen Spannungen signalisierte.
Ein weiteres bedeutendes Detail war der Auftritt von Serena Williams, die während der Show den berüchtigten „Crip Walk“ tanzte – eine Bewegung, für die sie in ihrer Tenniskarriere kritisiert wurde. Ihre Präsenz verstärkte die Botschaft der Performance: Eine Anklage gegen rassistische Doppelmoral und die Kontrolle der schwarzen Kultur durch das System.
Besonders eindrücklich: Nur schwarze Tänzer formierten sich zur US-Flagge, eine deutliche Anspielung auf die fundamentale Rolle, die Schwarze in der Geschichte und dem Aufbau der USA gespielt haben. Die Botschaft war unmissverständlich: „Wir spielen das Spiel jetzt mit.“
Rap als Sprachrohr für gesellschaftliche Veränderungen
Rap war schon immer ein starkes Sprachrohr für unterdrückte Gruppen und eine Form der politischen Kritik. Künstler wie Kendrick Lamar nutzen die Musik, um gesellschaftliche Missstände anzuprangern und systemische Ungerechtigkeiten zu thematisieren. Durch Doppeldeutigkeiten und Metaphern kritisiert er die sozialen und politischen Strukturen, die Minderheiten benachteiligen. Lamar ist ein Beispiel für die Kraft des Raps als Ausdrucksform der Resilienz und als Mittel, Missstände aufzuzeigen und Veränderungen zu fordern.
Kendrick Lamar steht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, als er sagt: „The revolution isabout to be televised. You picked the right time, but the wrong guy.“ Diese Worte spielen auf das ikonische Zitat „The revolution will not be televised“ von Gil Scott-Heron an, das 1971 in seinem Song veröffentlicht wurde. Lamar greift diese Idee in einer modernen Version auf, etwa in seinem Song The Blacker the Berry. Scott-Heron prägte damit die Vorstellung, dass soziale und politische Veränderungen nicht in den Medien, sondern auf den Straßen und im Leben der Menschen stattfinden. Und genau das macht Kendrick Lamar mit seiner Half-Time-Show während des Super Bowls klar.